Hallo miteinander,
an anderer Stelle wurde mir, nachdem ich erwähnt hatte, wie ich zum Blender gekommen bin und AC3D "links liegen ließ", die Frage nach den Unterschieden, Vor- und Nachteilen im Vergleich der Programme, gestellt. Herausgekommen ist meine folgende, lange "AC3D-/Blender-Story". Aber eine konkrete Auflistung der Pros und Contras kann ich nicht liefern. Es ist alles einfach nur subjektiv, andere können das auch ganz anders sehen.
Vorweg: Der folgende Vergleich zwischen AC3D und Blender, insbesondere der Umstand, dass ich bei AC3D auf Einschränkungen gestoßen bin, basiert auf eigener Erfahrung und spiegelt meine subjektiven Eindrücke wider. Auch möchte ich nicht ausschließen, dass ich Bedienungsfehler oder manches zu umständlich gemacht habe. Da ich nach einigen Wochen von AC3D auf Blender umgestiegen bin, fehlt mir natürlich auch viel Praxiswissen zu AC3D, wie vieles vielleicht besser und leichter ginge.
Besonders wichtig ist mir festzustellen, dass ich nicht behaupte, mit AC3D erstellte (EEP-)Modelle seien schlechter als mit Blender erstellte. Es gibt zahlreiche exzellente mit AC3D gebaute Modelle. Letztlich entscheidet über die Qualität der Modelle nur das Können, die Geduld und die Kreativität des Kons – sie bestimmen, was „hinten“ aus dem NOS rauskommt. AC3D, Blender & Co. sind ja lediglich Hilfsmittel (allerdings sehr mächtige Tools).
Dass es auch mit dem NOS pur geht, weiß ich noch aus der Zeit des „alten“ EEPs (bis Version 6).
Das Bild zeigt 2 Loks, 3 Waggons, 2 Signale und ein Lagerhaus, das ich damals mit nichts anderem als dem NOS gebaut habe – und ich sag mal so: Spaß geht anders! Seit EEP7 (der „aktuellen“ EEP-Serie) sind die Möglichkeiten und Anforderungen an die Modelle aber derart gestiegen, dass sie ohne Konstruktions-Tools wohl kaum noch realisierbar sein dürften.
Aber zurück zum Thema! Meine jahrelang von Erfolglosigkeit geprägten Versuche, eine Software zu finden, mit der sich 3D-Modelle bauen lassen (nur zu Dokumentationszwecken; der Wunsch, Modelle für EEP zu bauen, kam erst später hinzu und spielt bislang aus berufsbedingten zeitlichen Gründen nur eine untergeordnete Rolle). Natürlich habe ich es auch immer wieder mit Blender versucht… und stets wieder aufgegeben, weil viel zu kompliziert.
Es müsste doch ein Programm geben, in das sich – wie bei einer technischen Zeichnung – Modelle von vorne, der Seite, oben (aus allen Perspektiven eben) zeichnen lassen, und dann ein 3D Modell dabei rauskommt. Gibt es. Das sind die 3D-CAD-Programme. Die sind für Profis gemacht – technische Zeichner, Ingenieure… bin ich nicht. Mal so eben lässt sich der Umgang mit diesen Programmen ohne Vorkenntnisse nicht lernen.
Schön wäre auch, wenn sich das Programm weitestmöglich der üblichen Windows-GUI (also der Bedienoberfläche mit Fenstern, Buttons, Eingabefeldern etc.) bedienen würde. Und schön aufgeräumt und übersichtlich soll auch noch alles sein. Jetzt endlich kommt AC3D ins Spiel! Alle meine gerade aufgeführten Wünsche werden von der Software erfüllt. Es gibt eine Hilfe, das meiste geht intuitiv.
Ein zu bauendes Modell war auch schnell gefunden: Das Stellwerk Nannhofen, heute Mammendorf, an der Strecke München – Augsburg. Es dürfte sich um das letzte (oder eines der letzten) in Betrieb genommene Relaisstellwerk gehandelt haben; im Jahr seiner Inbetriebnahme wurden die ersten Elektronischen Stellwerke mit ihren Ks-Signalen eingeführt. So wurde das Stellwerk in Mammendorf auch tatsächlich nicht sehr alt und im Zuge des Streckenausbaus bereits vor einigen Jahren ebenfalls durch ein EStW ersetzt
Stw_Mammendorf_AC3D_mBild_S.jpg
Der Screenshot zeigt die Umsetzungsversuche in AC3D. Die farbigen Materialien verwende ich bloß (wie auch im Blender), um es für mich übersichtlicher zu gestalten. Später sollten an ihre Stelle Texturen treten. Im Foto darunter ist die Stelle im Original zu sehen, die ich für völlig unproblematisch hielt, und an der AC3D mir -gewissermaßen aus dem Hinterhalt – die Grenzen aufgezeigt hat. Der Baukörper ist ein Würfel, in den ich mit anderen Würfeln und einer booleschen Verknüpfung die Ausschnitte für die 2 Türen und die 4 Fenster „ausstanzen“ wollte. Ging zuerst auch wie geplant. Aber beim fünften Ausschnitt war Schluss. Man erkennt auf dem Screenshot, wie aberwitzig viele Polygone auf der planen Fläche durch das „Ausstanzen“ entstanden sind. Es ist bald zwei Jahre her, darum weiß ich nicht mehr, was AC3D bemängelte und was ich machen musste, damit es letztlich doch funktionierte.
Was mir auch sehr schwergefallen ist, war das exakte Positionieren/Ausrichten/Zusammenfügen der einzelnen Teile. In der Theorie ganz einfach, in der Praxis (für mich) aber nicht, weil man für die verschiedenen Achsen in unterschiedlichen Fenstern tätig werden muss (oder man gibt die Koordinaten ein – wenn man sie kennt).
Vermisst habe ich außerdem ein (deutschsprachiges) Buch zu AC3D (ich lese gerne sowas).
Nach Ablauf der Testphase habe ich eine Lizenz gekauft. Es mag an meinem Rechner liegen, aber immer wieder hat AC3D den Lizenzschlüssel „vergessen“ und mir mitgeteilt, dass die Testphase vorbei sei - das war schon sehr nervig.
Richtig bedient war ich, als der Import in den NOS nicht funktionierte. Da hat dann die Stunde des Blenders geschlagen. Denn dorthin ließ sich mein Stellwerk problemlos übertragen und interessanterweise auch von dort nach EEP exportieren. Aber nun war es drin im Blender. Und mit AC3D hatte ich – und das geht da wirklich sehr einfach – den Umgang mit Knoten, Kanten und Flächen in einem 3D-Programm gelernt (kennt man prinzipiell ja schon aus dem NOS). Mit diesem „Feeling“, das mir AC3D vermittelt hat, habe ich mich nun plötzlich auch im Blender zurechtgefunden.
Der Blender ist berüchtigt für seine „steile Lernkurve“ – mehr oder weniger "mal eben" ran setzen und loslegen, wie bei AC3D, geht da nicht. Im dicksten Buch, das ich dazu habe (es sind mehrere), ist man auf Seite 100 noch immer bei der Erklärung der verschiedenen Editoren und möglichen Einstellung, ohne auch nur ein Teil erstellt zu haben. Blender kann einfach viel zu viel. Aber man kann sich alles, wirklich alles, so konfigurieren, wie man es braucht.
Das Konstruieren in nur einem 3D-Editor, was mir das Leben mit Blender immer sehr schwer gemacht hatte, fiel mir jetzt deutlich leichter als das hantieren mit 4 verschiedenen Fenstern gleichzeitig, wie es bei AC3D der Fall ist. Blender erlaubt mit den Tasten im Ziffernblock den Wechsel in jede Perspektive. Es lassen sich auch beliebig viele Editoren gleichzeitig öffnen – auch mit unterschiedlichen Ansichten (aber mich verwirrt das nur und die Fenster werden zu klein). Da man in jeder Ansicht (inkl. 3D) konstruieren kann, ist das Ergebnis auch immer „live“ zu sehen. Als Ersatz für eine bestimmte Perspektive (Front, Top etc.) können Achsen (X, Y, Z) gesperrt oder gezielt ausgewählt werden, um keine unerwünschten Veränderungen vorzunehmen.
Ohne die „Start-Hilfe“, den Einstieg in 3D-Programme, mit AC3D würde ich wahrscheinlich noch immer am Blender verzweifeln. Wenn man aber diesen Einstieg einmal erfolgreich hinter sich gebracht hat, kann man sich beim Blender auf die Unterschiede zu AC3D konzentrieren.
KS_Sig_Blender_mit_Details_S.jpg
Beim letzten Bild, nun aus Blender (in das ich die vier Details hineinkopiert habe), möchte ich auf die „Verkabelung“ des (noch lange nicht fertigen) Ks-Signals aufmerksam machen. Das im Blender zu realisieren ist vergleichsweise einfach – ob das auch mit AC3D so leicht geht, müssen die beurteilen, die sich damit auskennen…
Soweit die „AC3D-/Blender-Story“
vom Trambahnfahrer