Ältere Mietshäuser mit mehr als zwei oder gar drei Obergeschossen gibt es in EEP kaum. Ich spreche nicht von Plattenbauten oder Hochhäusern, sondern den sogenannten Mietskasernen mit ihrem reichen Fassadenschmuck. Dabei sind diese Häuser aus den mitteleuropäischen Metropolen kaum wegzudenken. In Berlin prägen sie bis heute ganze Stadtviertel, nicht nur als Wohnquartiere wie am Prenzlauer Berg oder Neukölln, sondern gerade auch in der Gegend der (ehemaligen) Kopfbahnhöfe wie dem Anhalter, dem Potsdamer, dem Hamburger, dem Schlesischen oder dem Görlitzer Bahnhof.
Echte Fünfstöcker mit einer Traufhöhe von 21 bis 22 Metern sind ortsbildtypisch für diese Großstadtszenarien – aber in EEP weitgehend Fehlanzeige. Woran das liegt?
Ich sehe zwei Gründe. Zum einen ist der Texturverbrauch bei den riesigen Fassadenflächen ganz enorm, auch wenn man auf der Fassade wiederkehrende Elemente verwendet. Allein eine Brandmauer aus Ziegelsteinen von 26m Höhe verschlingt eine halbe 2048er-Textur (in der Höhe eine ganze), wenn man nicht mit Texturwiederholungen arbeiten will. Gerade bei Ziegelwänden fallen Texturwiederholungen aber besonders unangenehm ins Auge. Vermeidet man sie, bleibt für die eigentliche Texturierungsarbeit des Gebäudes wenig übrig.
Der zweite Grund: Mietskasernen treten massenhaft auf. Sie wirken nicht als Solitäre. Man müsste einen ganzen Straßenzug damit bestücken, um ein realistisches Bild zu erzeugen. Welcher Konstrukteur aber will 10 bis 20 verschiedene Häuser dieses Zuschnitts bei den heutigen Standards in punkto Detaillierung bauen? Das typische für diese Häuserzeilen ist ja, dass die Gebäude von weitem alle ähnlich aussehen, sich bei näherem Hinsehen aber deutlich unterscheide: in den Stockwerkhöhen, den Friesen und Simsen und der gesamten Bauzier. Mit den in EEP verbreiteten Farb- und Zustandsvarianten kommt man da nicht weit.
Meine Idee ist es, mit Hilfe der neuen Andockpunkte für Immobilien ein Baukastensystem zu schaffen, mit dem der Anwender in zumutbarer Zeit eine Vielzahl (rechnerisch Hunderte, sinnvollerweise einige Dutzend) von Mietskasernen erstellen kann. Für mich als Konstrukteur stellt sich dabei die Aufgabe, vorgefertigte Bauelemente von jeweils einer Geschosshöhe anzubieten, die stilistisch zueinander passen und doch so unterschiedlich sind, dass bei Stapeln durch den Anwender ein lebendiges Gesamtbild entsteht. Die rationelle Anlage der Mietskasernenblöcke mit ihrer gleichförmigen Achsengliederung kommt mir dabei entgegen. So passt rein geometrisch alles zu allem. Dass dabei möglichst sinnvolle und harmonische Gesamtbilder entstehen mögen, das ist die Aufgabe des Konstrukteurs bei der Gestaltung der Proportionen und bei der Detaillierungsarbeit an den Fassaden.
Dabei kommen mir mit dem Plugin 16.2 (bzw. EEP 17) zwei hilfreiche Umstände entgegen: Erstens gibt es jetzt Andockpunkte und die kann der Konstrukteur selbst definieren. Somit kann der Anwender die Stockwerke flott passgenau aufeinandersetzen. Zweitens wird es möglich sein, die Andockpunkte auch innerhalb der äußeren Objekthülle zu platzieren, so dass auch verschiedene seitliche Brandmauern mit der Wandausdehnung Null angeklipst werden können (nur im obersten Giebelbereich sind sie dreidimensional, haben Mauerstärke). Und im Normalfall werden die riesigen Brandmauern gar nicht komplett benötigt, weil die Häuser miteinander fluchten. Da reichen dann Blenden am Dach. Nur bei Baulücken oder bei unterschiedlicher Geschosszahl von zwei benachbarten Gebäuden kommen höhere Brandmauern zur Anwendung. Alle Brandmauern, egal ob winzig oder gigantisch, sollen ihre Andockpunkte einheitlich definiert im Dachgeschoss haben, so dass sie immer passen (und bei Überlänge unten ins Erdreich hineinragen). Der Anwender muss also nicht zusammenfummeln. Alles rastet perfekt ein.
Ein einmal zusammengebautes Haus kann der Anwender als Block speichern und bei Bedarf mehrmals verwenden.
Soweit die Theorie! Hier sind ein paar erste Studien, noch ohne sichtbare Knubbel für die Andockpunkte, weil noch mit EEP 16.1 gebaut.
In der Abbildung sind das Erd- und das Dachgeschoss noch als Kisten dabei. Der Rest ist provisorisch durchtexturiert und noch ohne Rundungsglättung. Wenn sich das alles realisieren lässt, sollen später auch Eck-Moduln, Trempelfriese und, wenn die Wiener tüchtig granteln, auch sogenannte Mezzaningeschosse dazukommen.
Letztlich bleibt die Frage, ob man – wenn man schon eine Modulbauweise konzipiert – nicht jeweils eine Fassadenabteilung mit einem einzigen Fenster samt Aedicula anbietet. Dann hätte der Anwender ungleich mehr Möglichkeiten des Mixens und Freizügigkeit bei der Gesamtbreite der Fassade. Dann würde ein Gebäude allerdings aus bis zu 40 Elementen bestehen, was doch schnell in langweilige Fleißarbeit ausarten würde. Außerdem bestünde dann die Gefahr, dass sich der Anwender in schlecht aussehende Kombinationen verrennt.
Grüße von Uli