Die Abenteuer des tapferen Herrn Wuttnick

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  • aufgepimpte V8-Modelle.

    Ich mag aufgepimpte V8-Modelle. Besonders wenn sie ein silbernes Pferd zwischen den Scheinwerfern und den Sound eines anfliegenden Jagdbombers haben.

    ..ach so, es geht um Güterwagen. Na gut.
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    Chemiewerk Muckern

    Professor Höllenthal hatte eine kurze Nacht.

    Gegen halb drei Uhr riss ihn das Telefon aus seinen Träumen. Die Bezirksleitstelle der Zivilverteidigung rief an.

    Man hätte ein Problem mit einer Zugladung Abfall. Von extremer Geruchsbildung war die Rede, eine üble Sache im wahrsten Sinn des Wortes. Es gab schon Verletzte und die Gerüche würden zu Gerüchten in der Bevölkerung führen.

    Ob er als ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet helfen könne?

    Höllenthal dachte nach. Worum es sich konkret handelt konnte man ihm nicht sagen.

    "Ich benötige eine Probe."

    Die würde er bekommen. Chemieaufklärer der Armee hätten sich damit schon befasst, man würde das veranlassen.

    Da musste ja irgendwo schon das Wasser ganz schön hoch stehen.

    An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Er schlurfte in die Küche und braute sich einen Kaffee. Schön kräftig, so dass der Löffel in der Tasse beinahe steht. Ein neuer Anruf. Ein Major des Chemischen Dienstes war dran. Die Probe wird gerade verladen und würde Muckern in den nächsten Stunden erreichen. Immerhin hatte der Major Analysewerte und Hintergrundwissen parat. Das Zeug kam aus dem Westen und war für einen Ort namens Langenleuba bestimmt.

    "Das ist doch bei euch in der Nähe, oder?"

    Eine üble Mischung aus anorganischen Stoffen und organischen Substanzen die in Verwesung übergegangen wären.

    Bei der Erstuntersuchung hätte man zwei Spürhunde eingebüßt, die wären einfach umgefallen.

    Ein weiterer Hund sei so verstört das er seine Hütte nicht mehr verlassen wolle.

    Wuttnick159

    Am späten Vormittag rollt der LKW mit der Probe ins Werk. Nach reiflicher Überlegung hatte Höllenthal entschieden das die Kläranlage des Werkes der am besten geeignete Ort wäre. Dicke Luft ist dort völlig normal und auf etwas mehr davon würde es nicht ankommen.

    Der Transportbegleiter stellt sich vor als Hauptmann Sariner.

    "Wir haben das Zeug benutzt um die Funktion unserer Schutzausrüstung zu prüfen. Was meinen Sie wie gut sich meine Leute darauf vorbereitet haben damit die Schnuffies auch wirklich dicht sind. Das war das allererste Mal das wirklich niemand versucht hat zu schummeln..... Viel Erfolg!"

    Und weg war er.

    Wuttnick160

    Höllenthal betrachtet die Kiste. Aus seiner Tasche holt er eine Blechdose. Klein, rot, mit einem gelben Stern und vietnamesischen Worten auf dem Deckel. Er reibt sich ein wenig des Inhaltes unter die Nasenlöcher und reicht die Dose weiter an die anderen. Jeder bedient sich und holt noch einmal tief Luft.

    "Na los, bringen wir es hinter uns. Aufmachen. Und haltet das Bluemerol bereit....!"

  • Immer diese Cliffhanger. Ich will jetzt sofort (!) wissen, ob das chinesische Zeug unter der Nase hilft. Kann man dienächste Folge nicht schon im einer Mediathek vorauslesen?

  • Wollen Dose kaufen ?

  • Aus seiner Tasche holt er eine Blechdose. Klein, rot, mit einem gelben Stern und vietnamesischen Worten auf dem Deckel.

    ... und zwar in einer ausserordentlich hohen Qualität!

    Geheim geliefert von "ihm" :af_1:, nur an ganz spezielle Kunden. :bn_1:

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  • Die Fahrt war lang und Tosser ist sichtlich erschöpft. Drei Stunden hat sein Zug in Gutenfürst gestanden. Irgendein Vorfall auf dem Grenzgüterbahnhof, was die Sperrung des gesamten Geländes zur Folge hatte. Ein widerwärtiger Geruch hatte sich im gesamten Zug während des langen Aufenthaltes breit gemacht, der leider erst kurz hinter Regensburg wieder aus dem Zug verschwand. Jetzt hat er den Eindruck ihn erneut zu riechen – müssen wohl die Nerven sein. Sonst war die Fahrt recht angenehm. Die meiste Zeit hat Tosser aus dem Fenster geschaut und sich von seinen Gedanken treiben lassen. Eindrücke gesammelt von der anderen Welt, in der er sich nun befindet. Kleinere Städte, ländliche Idylle und viel Wald flogen am Abteilfenster vorbei. Schön ist es hier, ganz anders als in der Leipziger Tieflandbucht mit den ausgedehnten Tagebauen und der dazugehörigen dunstigen Industrieluft. Ihm fängt es an zu gefallen. Der „goldene Westen“, na er ist gespannt, was ihn erwartet.

    Tosser-Ankunft

    Im letzten Briefing hat er seine Anweisungen und Kontaktpersonen erhalten. Hier in Pfarrkirchen soll ihn ein Viktor abholen. Er steigt aus und schaut sich um. Eine anmutig aussehende Dame kommt auf ihn zu. Sie schaut ihn an. Das geht ja gut los, denkt er sich. „Alois Tosserhofer?“ „Jo mei des sein ich.“ Sie schaut erstaunt. „Ihr Dialekt ist ja absolut akzentfrei.“ Ihrer aber auch, denkt er sich. „Ich komme im Auftrag von Viktor, wir bringen sie direkt zur Fabrik, dort werden sie erwartet.“ „Jo, des passt scho.“ „Sie müssen nicht so übertrieben bayerisch hier sprechen, ein ganz normales Hochdeutsch ist da eher unauffälliger.“ Tosser stutzt. Hochdeutsch? Er kann nur das eine oder andere, aber hochdeutsch? „Ja hörens, des sein nicht so leicht.“ Die Dame scheint zu verstehen. „Das wird sich klären. Mein Name ist Ludmilla, mein Begleiter ist Witali, kommen Sie, Ihr Fahrer wartet.“ Das ist ja ein dolles Ding, denkt er sich, sogar einen eigenen Fahrer hat er.

    Tosser-abholen

    Am Parkplatz wartet ein roter Wolga auf ihn. Der Motor läuft bereits schon. „Lassen Sie ihr Gepäck im Kofferraum, Ferdinant, Ihr Fahrer wird sich um alles kümmern. Er wird Sie jetzt direkt zu Ihrem neuen Einsatzort bringen. Viktor wartet dort bereits auf Sie. Es war angenehm, auf Wiedersehen.“ Der Bulle, wie hieß der doch gleich, Witali, lässt sie in den kleinen Sportwagen steigen und sie brausen davon. Gedankenverloren schaut er ihnen nach. Diese Anmut. Ob er…? Nein er hat hier einen Auftrag, die Parteiführung erwartet Ergebnisse, gute Ergebnisse. Er steigt ein und sein Fahrer setzt den russischen Straßenkreuzer in Bewegung. „Guten Tag Herr Tosserhofer, mein Name ist Ferdinant. Ich fahre Sie zum Werk. Als ihr persönlicher Fahrer und Berater stehe ich Ihnen in allen Belangen zum Geschäft zur Verfügung. Keine direkten Kontakte zu Viktor oder anderen Führungskräften, nur über mich. Haben Sie das verstanden?“ Tosser nickt nur. Strenge Hierarchie hier.

    Tosser-anfahrt

    Sie fahren sonst schweigend durch das Bahnhofsviertel zum Werk. Der Weg ist nicht weit. Tosser schaut aus dem Fenster. So goldig ist das hier gar nicht. Da sieht es in Leipzig fast genauso aus. Etwas grauer vielleicht, aber sonst…. Sie biegen auf die Zufahrt zum Haupttor ab. Kurz hinter dem Tor halten sie an. Ferdinant dreht sich zu ihm. Ein Aroma aus Pfefferminz und irgendetwas anderem weht ihm ins Gesicht. „Ich bringe jetzt ihr Gepäck in Ihre neue Wohnung. Hier ist meine Telefonnummer, wenn Sie mich brauchen. Willkommen in Pfarrkirchen.“ Er gibt ihm zu verstehen auszusteigen. Tosser zieht am Türöffner und steigt aus. Ein drückender Geruch legt sich auf ihn. Wie in Gutenfürst, denk er sich.

    Tosser-Werk

    Er wartet. Der Wagen steht mit laufendem Motor neben ihm. Der Fahrer beachtet ihn nicht, schaut nur stur geradeaus. Nach zehn Minuten kommt ein Mann in mittleren Jahren um die Ecke. Eher ein unscheinbares Aussehen. Als er jedoch in das Gesicht dieses Mannes blickt, sieht er eiserne Härte und Entschlossenheit. Wenn es drauf ankommt, wird dieser wohl nicht lange fackeln, mit so einem will man sich nicht anlegen. Entweder man ist auf dessen Seite oder nirgends.

    Er lächelt Tosser an, dabei blitzen ihn zwei goldene Schneidezähne an. Ihm läuft es schaurig über den Rücken. Viktor gibt dem Fahrer zu verstehen, dass er losfahren kann. Der setzt den Wagen zurück und fährt vom Gelände. „Allo, ich sein Viktor und du sein Kontaktmann aus Osten von große Bruder.“ „Jo mei, des sein ich.“, sagt Tosser etwas leiser und zurückhaltender. Auf was für eine Mission ist er hier nur gesandt worden?

  • nicht nur die Geschichte gefällt mir sehr gut, sondern auch die tollen Anlagenbilder zur Geschichte.

    Viele Grüße

    Lothar (DB54)

    EEP6, EEP17.2 - PC: Win 11 Pro 64 bit , SSD 2,5 SA3 Samsung 850 EVO, MB Asus Z390-F Gaming , CPU Intel Core i9- 9900k Coffee Lake, ASP 64 GB RAM , GK GeForce RTX 2080Ti Gaming Pro

  • Ist der Wolga nicht sehr auffallent in Pfarrkirchen ?

    Gruß

    Frank

    Aser Nitro 16

    AMD RYZEN 7 7840
    Prozessor AMD Ryzen 7 7840HS w/ Radeon 780M Graphics 3.80 GHz
    Installierter RAM 16,0 GB (15,2 GB verwendbar)
    Systemtyp 64-Bit-Betriebssystem, x64-basierter Prozessor
    NViDIA GeForce RTX 4070 8GB GDDR6 Dedicated VR

  • Ist der Wolga nicht sehr auffallent in Pfarrkirchen ?

    Gruß

    Frank

    Bei EEP muss man manchmal mit offenen Augen durch die Welt gehen, Frank.

    Wir haben nicht alle Epoche 3-4 Autos, die wir gerne direkt zur Verfügung hätten. So manchmal representiert ein Wolga ein "vikariat" für einen Opel. :ae_1:

    //Denn

    Win 10 Home 64bit - i9 10.9KCPU 10-Core 5.2GHz - 64Gb Ram - NVIDIA GeForce 1650 4Gb

    EEP 13.2 Expert (ENG Steam edition) - EEP 15.1 Expert (ENG Trend edition)

    EEP Bodentextur-Tool, EEP TSPCalc, EEP Texture Multiplier, EEP Model Multiplier,

    EEP Model Files Converter, EEP HomeNOS15, Blender v2.78b, Adobe Photoshop

  • Ja so ist das und außerdem gefällt mir der Wagen. Die waren bei uns immer als schwarze Taxis unterwegs. Als Stift allein auf der riesigen Rücksitzbank, das war schon was.:an_1::af_1:

    Wie Denn schon sagte, man darf vieles nicht direkt anschauen. Das Bild betrachten, es wirken lassen, Augen zu und wieder auf und schon ist die Welt wie mir sie gefällt. Wie bei Pipi Langstrumpf....Hilft auch ab und zu mal draußen in der Realität.:ae_1:

  • Hab heute Seite 16 dieses Fadens entdeckt und beschlossen, erst mal ganz von vorne anzufangen. Was für abgefahrene Geschichte(n), die ihr hier produziert. Spannende Handlung und nett bebildert in Szene gesetzt.:af_1: Und von der DR gibt es noch viel mehr zu lesen... :bg_1:

    Viele Grüsse ins Forum, Frank

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    EEP17 mit Patch 3

  • Chemiewerk Muckern

    Professor Höllenthal grübelt.

    So schnell wie die Probenkiste offen war, so schnell war sie auch wieder geschlossen. Was ihnen da entgegen schlug war wirklich grauenvoll, trotz Chinasalbe unter der Nase.

    Unmittelbar danach musste er beim Chef antreten.

    Direktor Scheuermilch sah ihn entgeistert an. "Du bist ja völlig grün im Gesicht...." er öffnete seinen Aktenschrank, holte eine Flasche "Goldkrone" heraus und goß ein Glas ein, .."trink erst mal, du siehst aus als könntest du es brauchen."

    Höllenthal unterdrückte seinen Brechreiz und stürzte den Braunen hinunter. Tatsächlich, es half.

    Scheuermilch kam zur Sache. "Berlin" hatte angerufen, die Angelegenheit ist brisant.

    "Wir brauchen eine Lösung. Nimm dir was du brauchst aber finde einen Weg! Schnell!"

    Nach Höllenthals Plan hatten die Jungs der Ratiowerkstatt eine Vorrichtung für die Behandlung der Güterwagen gebaut. Hinter dem alten Heizhaus, gleich neben der Kläranlage.

    Wuttnick161

    Sein Bluemerol erscheint prinzipiell geeignet den Gestank zu behandeln. Nur- bei Umgebungstemperatur erreicht es lediglich eine Verbesserung welche olfaktorisch irgendwo zwischen Pumastall und Schimpansenhaus liegt.

    Erst wenn man die Probe auf eine Temperatur von ca. 70°C erwärmt entfaltet es seine gewünschte Wirkung.

    Und nun? Man kann das Zeug schließlich nicht ausladen und auf den Prozesstrocknern des Werkes anwärmen. Oder?

    Der Professor zermartert sein Gehirn. Er kommt nicht weiter.

    Wuttnick162

    Die Lösung kam ihm im Schlaf. Genauer gesagt im Traum. Als ihm da nämlich Witalij Simploschenkow, sein Freund aus gemeinsamen Jahren an der Chemiefakultät der Universität Olganogorod erschien.

    "Du bist viel zu verkopft, Brüderchen. Warum müsst ihr Deutschen immer so kompliziert denken, sage mir? Muss nicht verspielt sein Lösung. Nur gerade und einfach. Und funktionieren. Weißt du noch wie wir gebaut haben um zu erschrecken die Nadja?"

    Höllenthal schreckte aus dem Schlaf. Es war dreiviertel fünf am Morgen.

    Genau! Ziemlich russisch aber ganz simpel! Einfacher geht es nicht und alles nötige war bereits vorhanden.

    An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Der Professor stand auf und eilte ins Werk.

  • Manchmal muss man einfach Glück haben.

    Hannes Godewind, Stralsunder Jung- Lokführer und Soldat im 2. Diensthalbjahr hatte welches. Anstatt im "Ehrenkleid" durch brandenburgische Sandwüsten zu marschieren wurde er zur sozialistischen Hilfe für die volkseigene Industrie abkommandiert. Nach Reichenbach, in das dortige Bahnbetriebswerk wo man dringend Lokführer braucht. Statt EinStrichKeinStrich trägt er DR- Uniform und fährt meist im Wismut- Güterverkehr. Es hätte wirklich schlimmer kommen können.

    Gestern musste er beim Vorsteher antreten. Sein Kompaniechef und zwei Herren in Zivil waren mit anwesend. Hatte er etwas "ausgefressen"? Wussten die von seiner Schmuggelei mit dem Wismut- Grubenschnaps?

    Man belehrte ihn über seine Geheimhaltungspflichten und was ihm bei Verstoß dagegen blühen kann. Dann bekam er seinen Befehl: einen Sondertransport aus einen Anschluss bei Plauen nach Muckern in das Chemiewerk fahren.

    "Sie nehmen Ihre ABC- Schutzausrüstung mit und tragen sie bei Bedarf!" befahl der Kompaniechef.

    "Streckenkenntnis ist ja weitgehend vorhanden, wo sie endet fahren Sie dann nach der DV auf Sicht. Keine Angst, sie werden bis zum Prellbock in Muckern grüne Welle haben. Schlafen Sie sich aus, Dienstbeginn ist 00:15 Uhr."

    Kurz nach Mitternacht übernimmt Godewind die 110 704. Die sieht ziemlich abgeritten aus aber was solls, es ist ja dunkel. Er fährt Lz nach Plauen und von dort in den Anschluss eines Armeeobjektes. Huch, dat tät aber man bannig ssttinken hier, nech? Der Zug steht bereit, er soll ihn rückwärts aus dem Anschluss drücken damit er gleich richtig im Streckengleis steht. Ein Typ mit Gasmaske und Handlampe hängt ihm den Zug an.

    Min lewer Scholli, wat machen die hier? Da fallen ja die Fliegen tot von die Decke. Die Fahrt mit dem geschobenen Zug ist eine Qual, Godewind denkt ernsthaft darüber nach seine Gasmaske zu nutzen. Unsinn, er hat die Worte seines Opas im Ohr: "Erfroren sind schon Tausende aber erstunken ist noch keiner!"

    Eine Sommernacht, freie Stecke und grüne Welle. Godewind gibt seiner Petroleum- P8 die Sporen.

    Wuttnick163

    Als er Leipzig umfährt beginnt es zu dämmern. Überall in den Überholgleisen warten Güterzüge, er fliegt daran vorbei.

    Hinter Leipzig endet seine Streckenkenntnis. 50kmh schreibt die DV in einem solchen Fall vor aber er hat es jetzt fast geschafft. "40 auf Halt" gebietet das Einfahrsignal in Muckern.

    Wuttnick164

    Die Fahrt führt durch den Güterbahnhof. Am Ausfahrsignal leuchtet das Rangiersignal auf.

    Wuttnick165

    Godewind ist hier fremd, mit 20kmh und der Hand an der Bremse passiert er die Weichen. Noch einen Kilometer, dann erkennt er einen Werksbahnhof. Als der Zug vor dem Prellbock zum Stehen kommt geht die Sonne auf.
    Man erwartet ihn bereits. Ein Sprechfunkgerät wird ihm hoch gereicht.

    "Drei Schutzwagen vor der Lok, das ist gut. Du drückst dann ganz langsam zurück. Halbe Schrittgeschwindigkeit, höchstens! Klar?"

    "Was habt ihr eigentlich vor?"

    "Wirste gleich sehen!" Der Arbeiter grinst.

    Wuttnick166

    Die Planen müssen von den Wagen entfernt werden. Schöne West- Planen die eigentlich Begehrlichkeiten wecken. Aber so verseucht wie die sind kann man die niemanden mehr anbieten. Leider.

    Wuttnick167

    Ein Arbeiter schneidet die Verzurrungen auf und ein anderer zieht sie mit dem Lader herunter und versenkt sie sogleich in einem Container. Viel sehen kann Godewind nicht, er wird über Funk Stück für Stück dirigiert.

  • Schalten wir um in das Zweite Programm...

    Viktor mustert Tosser. Die Blicke durchdringen ihn förmlich. Ein eiskalter stechender Blick. Dagegen war der scharfe Gesichtsausdruck von seinem Vorgesetzen Generalmajor Heimlich das reinste Milchmädchenlächeln. Nun ist der hier sein Befehlsgeber.

    Viktor kann Tossers Reaktion lesen. Gut so. Der wird ihm keine Probleme machen und wenn doch, hier im Wald gibt es viele tiefe Schächte und Löcher. „Du kommen, ich zeigen dir alles. Aber erst wir gehen in deine neue Büro hier.“ Vorn im großen Verwaltungsgebäude sind alle administrativen Aufgabenbereiche untergebracht.

    Tosser-Buero

    Sie betreten das Gebäude durch den Haupteingang. Eine alte doppelflügelige Holztür, die beim Öffnen ein quietschendes Knarrgeräusch von sich gibt und von selbst wieder zuschwingt. Solche Türen kennt Tosser von der Zentrale in Leipzig, wenn man da nicht aufpasst, hat man die Tür ganz schnell im Gesicht.

    Der Gang ist lang und geht einmal durch das ganze Gebäude. Alte eiserne Hängeleuchten mit schwachen Glühbirnen erhellen den mit altem grünem und ausgetretenem Linoleum belegten Gang. Links und rechts befinden sich die Türen der einzelnen Werksbereiche.

    Das sieht hier wirklich fast in der Zentrale aus. Hier muss Tosser sich nicht an Neues gewöhnen. Ganz vorn befindet sich die Werksleitung, also sein Büro, wozu auch ein Vorzimmer nebst Sekretärin gehört. Es folgen die Abteilungen Ankauf/Verkauf/Außendienst, Transport und Logistik sowie die Arbeitsgruppenbereiche Sortierung, Behandlung und Verladung. Ein ganz kleines und leeres Büro befindet sich am Ende des langen Ganges. Betriebsrat und Arbeitsschutz steht auf dem kleinen Schild an der Tür. Dafür scheint es noch keinen Zuständigen zu geben oder der ist schon wieder weg.

    Sie betreten Tossers neues Büro. Eine korpulente Dame in den Mittvierzigern begrüßt die beiden. „Guten Tag die Herren. Es ist alles vorbreitet, bitte treten Sie durch ins Büro.“

    Hildegard Fingerich (IM Tatze) ist seit 20 Jahren für das MfS tätig. Vor kurzem wurde sie von ihrem bisherigen Posten aus Bayreuth hierher „versetzt“. Dort war sie lange Zeit auf der Vorstandsetage der Agrotek GmbH als Vorzimmerdame tätig. Nun soll sie hier nach dem „Rechten“ schauen, vor allem Tosser soll sie im Auge behalten.

    Sein Büro ist geräumig und im Stil der späten 60er Jahre eingerichtet. Ein muffiges Sofa mit abwetzen roten Plüsch steht vor dem großen Fenster, welches das geschäftige Treiben auf dem Werkshof zeigt. Sozusagen sein Fenster zum Hof. Jedoch ist diese Aussicht meist durch die Waggons auf dem Ladegleis versperrt. Sonst ein alter Schreibtisch, nebst dazugehörigen Geschränk. Wenigstens gibt es diesem Büro eine etwas neuere Stereoanlage mit Kassettendeck und Plattenspieler. Dafür müssen die Genossen im Osten lange arbeiten, wenn sie sowas dann überhaupt in einer der RFT-Filialen bekommen. Sie setzen sich auf das Sofa. Tosser sinkt in den weichen Plüsch ein.

    Dreckecke

    „Nun erzählen du von dir.“ Viktor schaut ihm ins Gesicht. Dem kann er nichts vormachen. Also berichtet er ihm von seinem Auftrag und seiner Funktion. Viktor hört schweigend zu und zeigt die ganze Zeit keine emotionale Regung. Mitten im Satz hebt er die Hand. Tosser verstummt.

    „Ich alles wissen über dich. Du haben hier nur eine Aufgabe - du arbeiten hier für mich. Ich seien hier Boss. Verstehen?“ Tosser nickt, jedes weitere Wort wäre jetzt zu viel. „Charascho. Du sprechen russisch?“ Wieder nickt Tosser. „Charascho. Wir hier sprechen deutsch. Du das auch mussen. Lernen schnell gutes Deutsch, dann du nicht auffallen.“

    Tossers Gedanken überschlagen sich. Wozu dann der Intensiv-Lehrgang mit dem Bayrisch? Wissen die in der Zentrale nicht Bescheid? Oder war das Absicht? Er wird es herausfinden. „Sluscha towarisch. Du hier machen dein Arbeit und ich machen dir gutes Leben. Kein gutes Arbeit, kein gutes Leben. Panimaesch?“ Tosser nickt. Sein Herz rast. „Du machen alles, dass zufrieden sein Leute von Stadt, Leute von Amt und Leute von Land. Alles andere du nicht wissen und nicht machen. Panimaesch?“ „Da.“ „Ich sagen dir Aufgabe und du machen. Das alles. Fsjo charascho.“

    Viktor lächelt. „Schauen nicht so, alles werden gut für dich. Du machen dein Bericht für deine Natschalnik und alles gut. Ich sagen dir, was du sagen und alles gut.“ Tosser schaut aus dem Fenster. So hat er sich das nicht vorgestellt. Hier weht ein ganz anderer Wind. „Lassen uns begrüßen.“ Viktor öffnet ein kleines Fach an einem der Schränke und holt zwei Kristallgläser und eine gute Flasche Wodka hervor. Er schenkt reichlich ein und sie stoßen an. „Auf gutes Arbeit.“ Der Wodka brennt sich Tossers Kehle hinunter, aber das tut gut und die Anspannung fällt etwas von ihm ab. Er weiß ja jetzt, wo er die Beruhigungstropfen finden kann. „Kommen, ich zeigen dir alles draußen.“

    Tosser-Einweisung

    Viktor führt ihn über das gesamte Gelände bis zum großen Tor der Gleiszufahrt. Er hat ihm das Problem mit der Geruchsbelästigung erklärt und Tosser zwei Wochen Zeit gegeben, das zu lösen. Die Silos sind randvoll mit Zusatzstoffen, um die Sache in den Griff zu bekommen. Allerdings ist das Zeug unerprobt und sie müssen sehen, wie sich das alles auf die Situation auswirkt. Tosser ist froh, noch vor seiner Abreise die Bekanntschaft mit der Werksleitung in Muckern gemacht zu haben. Die wird er brauchen. Das er noch ganz andere Dinge von dort benötigt, weiß er noch nicht.

    „Schauen hier das alles gehören zu uns. Du aber nur hier bis zum Zaun.“ Viktor zeigt auf das Werkstor und Tosser versteht. „Du aber machen neuen Zaun um ganzes Territoria. Ich geben dir alles dafur, du machen das schnell werden fertig.“ „Gut.“ Viktor schaut ihn an. „Du mussen jetzt ausruhen. Kommen, ich zeigen dir dein neues Quartier.“ Von der alten Straße am Werksgelände (ehemals Südring), vorbei am Möbellager erreichen sie nach zehn Minuten die Mühlenstraße. Gegenüber der Güterabfertigung ist Hausnummer 13, Tossers neues zu Hause.

    Tosser-Wohnung

    „Das seien dein Haus. Alles was du brauchen seien da.“ Er reicht ihm ein Umschlag mit Schlüsseln, Papieren und etwas „Kleingeld“. „Wenn du brauchen mehr für Arbeit, du sagen Bescheid Ferdinant. Er sagen mir.“ Tosser nickt wieder. „Morgen holen dich Ferdinant ab. Doswidanja moi Drug.“

    Tosser steht vor seinem neuen Haus. Etwas runtergekommen sieht es hier aus. Er geht die Stufen zum Eingang hoch und schließt die Tür auf. Ein etwas muffiger Geruch einer lange nicht benutzen Wohnung strömt ihm entgegen. Sonst ist es recht nett eingerichtet. Es ist alles da, was erbraucht. Eine kleine Einbauküche, ein gefliestes Bad mit Dusche, im Wohnzimmer steht sogar ein Farbfernseher mit Fernbedienung. Reiner Luxus. Er geht nach oben ins Schlafzimmer. Schicke Möbel, das Aussehen kommt ihm bekannt vor, fast so wie das Modell „Annett“, was er in seiner Leipziger Altbauwohnung hatte. Er ist müde. Nur einen Moment ausruhen. Als Tossers Gesicht die Matratze berührt schläft er augenblicklich ein.

    2 Mal editiert, zuletzt von SK2 (19. Januar 2022 um 11:48)

  • Chemiewerk Muckern

    Das Antaugerät ist eine simple Vorrichtung.

    Ein gigantischer Fön, gebaut aus dem Strahltriebwerk einer ausgemusterten MiG und passenden Stahlrohren. Man findet es für gewöhnlich vor den Schüttbunkern von Kraftwerken oder als mobile Version auf Flachwagen oder LKWs montiert. Wenn strenger Frost die Kohle an den Waggonwänden anfrieren lässt und bei der Entladung fast nichts mehr geht werden die Wagen (oder auch Teile von Tagebaugroßgeräten) mit dem Fön angewärmt.

    Genau so ein Gerät hat man auf dem Bunker in Muckern und genau dieses Gerät schoß Höllenthal durch seine Träume. Vorgestern früh um dreiviertel fünf am Morgen.

    Wuttnick168

    Nun ist es soweit. Langsam nähert sich der Zug dem Bunker. Neben Höllenthal steht die "Prominenz" des Werkes- Direktor, Parteisekretär, Kollegen aus dem Labor. So etwas wie das hier hat noch keiner versucht, man ist gespannt.

    "Zünden" befiehlt der Professor. Das Triebwerk läuft an, bleibt für zwei Minuten auf verminderter Drehzahl und fährt danach hoch. "Klingt wie ein Düsenjäger" der Parteisekretär ist begeistert.
    "Nachbrenner!" Der Lärm der Turbine wird unerträglich, ein Teil des Rohres beginnt zu glühen.

    Noch steht kein Wagen unter den Auslässen, sie spüren wie die Hitzewellen vom Boden auf sie zurück strahlen.
    "Los, wagen wir es!" "Vorrücken!" Ein Zp1 kommt von der Diesellok und ganz langsam schiebt sie den Zug unter das Gerät.

    Wuttnick169

    Frau Doktor Wirrmichel- Knallerbusch hat einen Vormittag lang Berechnungen angestellt: wenn der Waggon eine bestimmte Zeit unter den Hitzestrahlen steht müsste das Ladegut so durchgewärmt sein das es nach einkalkuliertem Zeitverlust durch Weitertransport mit der gewünschten Temperatur für Phase zwei der Aktion bereit steht.

    Müsste. Zahlen jonglieren kann sie, Höllenthal nickte anerkennend als er die mehrere Din A4- Seiten lange Zahlenkolonne sah.

    Wuttnick170

    Ein Wagen nach dem anderen passiert ganz langsam den Fön. In der Luft liegt ein abartiger Geruch von verwesten Grillfleisch. Wer kann der verdrückt sich nach etwas weiter weg. Professor Höllenthal nicht, er bleibt gebannt und wie angewurzelt stehen. Seine Konstruktion, und sie funktioniert tatsächlich!

    Wuttnick171

    Godewind sieht nun auch was da auf ihn zu kommt. Er sieht es nicht nur, er spürt die Hitze schon.

    "Ey, Leute..." er greift zum Funkgerät. "Wollt ihr mich grillen?"

    "Ganz ruhig, Fischkopp. Wenn der letzte Wagen drunter steht hältst du an und wir ziehen von der anderen Seite ab. Du wirst heute nicht gebraten, keine Angst!" Die Schnarrstimme aus der Funkkiste hat irgendwie etwas beruhigendes...

    Wuttnick172

    "Halt! Das reicht." Der Brenner bläst schon in den ersten Schutzwagen. "Herunterfahren" Das Triebwerk tourt ab bis auf Leerlaufdrehzahl. Jemand kommt und hängt die Lok ab. Godewind ist beeindruckt. Man klopft ihm auf die Schultern. "Gut gemacht!" Er wird nun hier nicht mehr gebraucht. Die Werklok übernimmt die weiteren Rangierarbeiten.

  • "Darf ich die Herrschaften bitten mir zu folgen?"

    Während die Werklok die Wagen umsetzt macht sich Höllenthal mit den anderen Teilnehmern zu Fuß auf zur nächsten Station: dem Bluemerol- Verdampfer.

    Wuttnick173

    Sie müssen sich ein wenig beeilen und als sie die Station erreichen rollen auch schon die angewärmten und vor sich hin stinkenden Wagen an.

    Wuttnick174

    "Einschalten!" Im Pumpencontainer läuft die Turbopumpe und die Kompressoren hoch.

    "Druck steht. Medium liegt an." "Die Temperatur?" "63,8°C Genosse Professor!"

    Höllenthal runzelt die Stirn. "Entweder Herr oder Onkel, bitte. Ich bin nicht ihr Genosse." Da ist er eigen, der Professor.

    Er kann es sich leisten, fachlich kann ihm keiner etwas.

    " 'tschuldigung Herr Professor!"

    "Gut, Auslassventil öffnen!"

    Wuttnick175

    Ganz langsam schiebt die Werklok die Wagen unter dem Verdampfer durch.

    Wuttnick177

    Wenn die Berechnungen stimmen sollte der beißende Gestank des Wageninhaltes nach einer bestimmten Zeit neutralisiert sein und der Duftnote "Frühlingsfrisch" weichen. Ob das klappt?

    Wuttnick176

    Der letze Wagen steht unter dem Verdampfer. Höllenthal ist nun guter Dinge, was soll noch schiefgehen?

    Er nimmt die Lokfahrerin auf die Schippe. "Na Connie, wollen wir deine Lok auch eindieseln? Und dich gleich mit?"

    Connie tippt sich mit dem Finger an die Stirn. "Nee, lass mal, ich habe mich gewaschen....!"

    Wuttnick178

    Der Verdampfer wird abgestellt. Jetzt muss das Bluemerol seine Wirkung entfalten.

    "Ich muss mal!" meldet der Parteisekretär.

    "Gut. Rauch- und Pinkelpause und Zeit für die Werbung. Danach geh'n wir mal riechen."

    Wuttnick179

  • "Naja, Frühlingsbrise habe ich irgendwie anders in Erinnerung."

    Frau Doktor Wirrmichel- Knallerbusch ist vom entstandenen Dufterlebnis nicht ganz überzeugt. Gemeinsam mit Höllenthal und Werkdirektor Scheuermilch schreitet sie die Wagen ab.

    "Der hier- irgendwie wie Marzipan riecht der. Wie bittere Mandeln. Und der wie ranzige Butter, aber nur ganz wenig."

    "Hmm, wie frisch verlegter Fußbodenbelag. Und der hier, wonach riecht der? Vanille!"

    Höllenthal sagt erst mal nichts. Vielleicht hat Frau Doktor ja einen Vorzeichenfehler oder Zahlendreher in ihrer Rechnung? Nur, wenn er ihr das sagt dann flippt sie womöglich aus. Frauen sind da manchmal seltsam. Nö.... "Also, ich rieche nichts. Kann ja sein das das noch reifen muss. Ausbauen, wie der Weinkenner zu sagen pflegt..."

    "Ein tolles Bukett wie Frittenöl und Karamellmilch, im Abgang wie rotes Linoleum." So humorvoll kennt man den Direktor doch garnicht, was ist denn mit dem los? Ach ja, "Berlin" kann ihn jetzt mal gerne haben.

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    Ein dienstbarer Geist hat von sich aus den Container mit den Abdeckplanen unter den Verdampfer gestellt.

    "Wer war das?" Keiner. Na sowas. "Der stand schon da."

    Aber hier scheint die Formel gestimmt zu haben. "Uii, das riecht ja wie im Intershop. Wie mit Laneu gewaschen!"

    Frau Doktor ist begeistert. Der Direktor auch.

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    "Dann könnt ihr die Planen ja wieder auf die Wagen draufmachen."

    Klemmann und Klausinski, die beiden Arbeiter schauen ihn an. "Ja Chef...",

    "Was soll mit der Ladung nun geschehen?" fragt der Professor den Direktor.

    "Die soll wohl ins Altenburger Land. Langenhain- Oberleuba oder so ähnlich. Und dort irgendwie entsorgt werden. Aber so genau weiß man das nicht."

    Scheuermilch weiß es wirklich nicht. Ist schließlich Staatsgeheimnis.

    Klausinski und Klemmann werfen die Planen über die Wagen. Also, fast alle. Die meisten. Ein wenig Schwund ist ja bekanntlich immer dabei.

    Wuttnick182

    Etwas später stellt die Werklok den Zug in den Übergabebahnhof. Die "zuständigen Organe" wollen die Überführung an seinen endgültigen Bestimmungsort im Schutze der Dunkelheit erledigt haben, bis dahin kann er hier noch ein wenig "ausbauen". Und die Kollegen im Altenburger Land können sich auf die Ankunft vorbereiten.

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  • Eine kleine, aber nicht ganz unwichtige Nebenstory.:af_1:

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    Der Bergpfad zur Pfaffenburg. Ein herrlicher Wanderweg entlang der Pfaffenfelsen. Bevor es in den Wald und auf den zwei Kilometer langen und sehr steilen Anstieg geht, kommt der Wanderer an den letzten beiden Häusern der kleinen Siedlung Pfaffendorf vorbei. Bis vor zwei Jahren leerstehende und dem Verfall preisgegebene Fachwerkbauten. Heute eines der schönsten und begehrtesten Ausflugslokale in der Umgebung.

    Um diese ehemaligen Schandflecken gab es immer wieder Ärger bei den jährlichen Ortsversammlungen. Bürgermeister Kronmops war immer gegen den Verkauf der beiden in Gemeinbesitz befindlichen Häuschen. Er wollte sie unbedingt behalten und auf die, wie er immer sagte, endgültige Botschaft des Schicksals warten. Kämmerer Drehpfennig hatte immer darauf gepocht die Ruinen loszuwerden. Am besten abreißen. An den Häusern klebe wohl ein Fluch und er kann mit dem Höllentor, so wie er es immer noch nennt, keinen Frieden schließen. Wenigstens konnte er es durchsetzen einen kleinen Schrein am Fuße des Weges aufzustellen, der die bösen Mächte in Schach halten sollte.

    Der Bürgerversammlung waren diese Ansichten zu aberwitzig. Da mussten die ewigen Streitigkeiten zwischen dem Bürgermeister und dem Kämmerer außen vor bleiben. Es musste Geld in die kleine Gemeindekasse. Die Sanierung des Wanderweges hatte das Säckel arg strapaziert. Also war man froh als ihnen ein Angebot unterbreitet wurde, was sie unmöglich ablehnen konnten.

    Waldschenke3

    Die von Goldsteins hatten das gesamte Areal für sage und schreibe eine Million Mark kaufen wollen. Dazu gehörten nicht nur die beiden Häuser, sondern auch das gesamte Gelände an den Felsen (bis 20m Höhe) bis hin zur kleinen Brücke über die dunkle Rinne und den davorliegenden Wald. Da wurde sogar Drehpfennig weich. Nur Bürgermeister Kronmops wollte einfach nicht von diesem Gelände loslassen. Es gab lange Streit, aber die Mehrheit der Versammlung entschied und der Verkauf ging heimlich über die Bühne. Über die neuen Eigentümer, die Kaufsumme und den Grundstücksgrenzen musste Stillschweigen bewahrt werden.

    Von Goldsteins waren nie bei Kaufverhandlungen anwesend. Alles lief über einen Anwalt Namens Schatzgruber. Undurchschaubarer Kerl, immer bis obenhin zugeknöpft. Drehpfennig meinte eine böse Aura zu spüren. Ursel Schwatzviel machte sich immer als erste über ihn lustig und stiftete oft die ganze Versammlung damit an. Die letzten Worte Drehpfennigs, bevor er die Zusammenkünfte dann meist vorzeitig verließ, war wie so oft: „Ihr werdet es am Tag der Abrechnung schon sehen!“ Man nahm ihn nicht ernst und Ursel sorgte immer wieder dafür, dass dies auch so blieb.

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    Über ein Jahr wurde alles entkernt, saniert und aufgehübscht. Es entstand ein Wohnhaus für die Wirtshauspächter, das Wirtshaus selbst mit Pensionszimmern sowie fünf Bungalows für Feriengäste. Das Wohnhaus liegt direkt an einem der Felsen der Pfaffenschlucht. Es gibt insgesamt sieben Abschnitte dieses Massives. Hinter dem Haus ragt der untere Kammerfelsen 47m in die Höhe.

    Nach Abschluss der Arbeiten übernahm der neue Pächter dann die Gebäude. Familie Gutglaube will sich eine neue Existenz hier oben aufbauen. Johann und Martha mit ihren Kindern Thomas und Theresa sind aus Oberfranken hierhergezogen. Vor fast einem Jahr genau haben sie die Waldschenke eröffnet. Die Wirtschaft läuft hervorragend, die Pensionszimmer und Ferienhäuser sind restlos bis Ende des Jahres ausgebucht. Heute ist man dabei die neu gelieferten Tische und Stühle für den Außenbereich neu anzuordnen, um noch mehr Gästen einen Platz bieten zu können. Seid früh um zehn ist man darum bemüht die perfekte Anordnung zu finden.

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    „Martha, schau doch, du brauchst so viel Platz zwischen den Stühlen, sonst wird es zu eng.“ Frau Gutglaubes Nerven sind strapaziert. „Ja ich weiß, aber dann haben wieder nur 44 Gäste hier draußen Platz. Eine schöne Zahl, aber geht nicht noch mehr?“ Sie schaut ihren Gatten herzallerliebst an. Er weiß von ihrem ehrgeizigen Vorhaben den Umsatz dieses Jahr zu verdreifachen und hat noch eine Überraschung für seine Liebste. „Martha, Schatz, schau mal. Ich habe gutes und günstiges Bauholz unten bei der Sägemühle bekommen. Das reicht für die Erweiterung der Außenterrasse. Wenn wir nächsten Monat mit dem Fundament anfangen, können wir in fünf Wochen 40 Gäste mehr bewirten. Neues Mobiliar ist auch schon bestellt.“ Es gab in letzter Zeit nicht nur italienische Schlafzimmermöbel im Angebot. Martha ist begeistert.

    Sohn Thomas ist weniger erfreut, dass heißt wieder schuften. Er wäre jetzt viel lieber unten an der kleinen Badestelle an der Staumauer. Da ist in letzter Zeit auch immer Frieda Steilzahn aus Pfarrkirchen. Sie haben sich dort letztens getroffen und ihre Blicke waren mehr als eindeutig. Ob sie heute wieder da ist? Sohn Thomas verliert sich in seinen Gedanken. Tochter Theresa wartet, ob sie noch etwas tun kann. Sie geht bei der Arbeit in der Wirtschaft voll auf, bedient voller Begeisterung die Gäste und ist immer zu einem netten und manchmal auch frechen Plausch bereit. Sonst ist sie aber eher der ruhigere Typ. Sie liebt ihre Eltern sehr und ist bereit fast alles für sie zu tun.

    Allerdings fühlte sie sich im Wohnhaus in letzter Zeit nicht mehr wohl. Deshalb ist sie in einen der Bungalows im Garten umgezogen. Ihre Eltern haben ihr die Nummer drei überlassen. Sie soll sich Zeit nehmen, ihr Wohlergehen liegt ihnen sehr am Herzen. Theresa konnte im Wohnhaus nicht mehr schlafen. Fast jede Nacht ist sie von seltsamen Geräuschen wach geworden. Sie scheinen aus dem Boden des Hauses zu kommen, meist begleitet von einem leisen und tiefen Brummen. Oft bekam sie davon ein merkwürdiges Kribbeln in den Beinen, wenn sie über den Boden im Untergeschoss ging. Der Auslöser für ihren Umzug war allerdings das schwache hellblaue Licht, was aus der Felswand am Schuppen zu kommen schien. Das war zu viel für sie. Sie musste von dort weg. Seitdem sie hier draußen in der Nummer drei wohnt, geht es. Sie hört zwar immer noch ab und zu das leise Brummen, aber das ist weit genug von ihr entfernt, so dass sie wieder einigermaßen ruhig schlafen kann. Vorerst.

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