Berufliche Perspektiven bei der Reichsbahn

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  • Man kann gar nicht erwarten wie es weiter geht ich habe zwar keine Ahnung von Ost aber die Erzählung ist echt sehr Originell und erst die Bilder dazu einmalig bitte nicht so schnell zum Ende kommen.

    Arne ist echt die Härte ebenso wie die unglaublichen Namen der anderen Mitwirkenden in der Story.

    Also mindestens 20 mal :be_1:

    Peter

    Grüße aus Schleswig - Holstein:aq_1:


    Peter


    EEP 17 mit Plugin 1 EEP 17.2 Plugins 1 , 2

    Mein PC hat einen Intel(R) Core(TM) i9-10900F CPU @ 2.80GHz 2.80 GHz RAM 32 GB

    Windows 11 Home 64 Bit Betriebssystem Grafikkarte NVIDIA Geforce RTX 3060 12 GB

    Laptop Prozessor Intel(R) Core(TM) i7-10510U CPU 1.80 GHz/ 2.30 GHz Ram 16 GB

    Grafikkarte Intel (R) UHD Grapihcs RAM 1024 MB

  • Ueberfuehrung1


    Inzwischen am Bauwagenparkplatz. Die alte Rumpelkiste soll heute mit dem Schadwagenzug nach West überführt werden. Die Kollegen drüben wissen schon Bescheid und erwarten das Prachtstück zum Aufpolieren. Günzel und Marquardt sollen den Wagen abholen, in einer halben Stunde kommen die Schädlinge auf Gleis 42 an. „Was denn hier los? Tag der offenen Tür? Bäähhh, was riecht denn hier so?“ Günzel rümpft die Nase und schaut sich um. „Einer hier drin? Ausgeflogen ... na mir egal, die Kiste muss hier jetzt weg.“ Günzel knallt die Tür zu, kuppelt an und klettert zu Marquardt zurück auf die Lok. Und weg ist der Wagen, zusammen mit Arnes Leberwurstbroten, die einsam im Einstiegsraum in der Sonne liegen.


    Ueberfuehrung2


    Arne kehrt zurück und findet – nichts. Der Wagen ist weg. Er kann die Rangierfuhre gerade noch über die Einfahrgleise sägen sehen. Auch gut, hat er eben Feierabend. Ein Glück hat er seine Tasche draußen hingestellt. Gut, sein Essen fährt jetzt spazieren, aber er hat ja nun gute Kippen und harte Währung einstecken, das lässt ihn diesen Verlust leicht verkraften. Ab zur Güterabfertigung, Hagenfeld kann heute unterschreiben und dann geht es schnell nach Hause. Halb fünf trifft er sich mit dem Westtypen unten am Bahnhof.


    Ueberfuehrung4


    15:40 Uhr. Der Schadwagenzug zum RAW Delitzsch ist eingetroffen. Weiterfahrt um 15:58 Uhr. Zeit genug das künftige Messeexponat anzuhängen und den Jungs in West zukommen zu lassen. Arnes Brote haben sich inzwischen wie ein Mexikanerhut nach oben gerollt, in der Leberwurst entsteht neues Leben und der Käse setzt einen weiteren Gärprozess in Gang. Die Kollegen in West erwartet eine kleine kulinarische Überraschung.

    Edited once, last by SK2 ().

  • Bw Stadtbahn West am frühen Abend.

    Die Waschstraßenlok- Rufzeichen Reuter 16- hat die Übergabe für das Bw abgeholt. Lokschlosserlehrling Holger Hartkopp- internes Rufzeichen Der Harte- genießt den Ausritt. Als einer der besten seines 2. Lehrjahres hat er die Berechtigung für die V60 erworben und wegen der angespannten Personallage lässt man ihn auch gerne fahren. Ihm gefällt`s, nur den ganzen Tag Wagen durch die Waschanlage schieben findet er langweilig. Da kommt Abwechlung wie diese Fuhre oder Zustellung für die Kesselwagenwäsche ganz recht. Er greift zum Rangierfunk.

    "Dämon kommen für Reuter 16" "Dämon hört, wo willst`n hin?" "Reuter16, ins Bw".

    Sekunden später leuchtet das Rangiersignal auf.


    SBWest3


    Vor der Drehscheibe hält der Harte. Der Wärter weiß schon Bescheid.

    "Der Bauwagen soll auf den Hof nach Gleis 106, die beiden anderen hinter zum Kleinlokschuppen!"
    Holger hängt ab. Lok und Wagen dürften gerade so auf die Scheibe passen. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und wir bedenken vorher jede betriebliche Handlung sagte sein Lehrlokführer gerne.

    Er bespricht sich mit Uli Brummlich, dem Scheibenwärter. Der wird ihn einweisen.


    SBWest4


    Die Scheibe schwenkt ein. "Kommen" Behutsam lässt der Harte die V60 anrollen, fühlt wie jede Achse auf die Scheibe poltert. Eins, zwei, drei, vier. Kurze Pause, fünf, sechs. Ein Pfiff, mit einem Ruck steht die Lok. "War bissel früh, komm mal noch `nen knappen halben Meter" Nochmal anfahren, Holger orientiert sich am Handlauf der Scheibe. Wieder ein Pfiff. "Haste fein gemacht!" lobt ihn Brummlich.

    Der Harte steigt ab. Schuppentore vorn und hinten öffnen und festlegen, Fahrweg sichern. Und Achtungssignal vor der Schppeneinfahrt geben!

    Als er zurückkommt nickt er Uli zu. "Was soll die Bruchbude bei uns?"

    Uli weiß es auch nicht. "Keine Ahnung. Soll vielleicht ein Karnickelstall werden?"

    Der Diesel heult auf, das Typhon dröhnt und die V60 schiebt sich ganz langsam durch die Werkstatt auf den Bw- Hof.


    SBWest5

  • Fuzzi5


    Arne hat den Eisenbahnfreund von jenseits des antifaschistischen Schutzwalles genauestens instruiert. Er wartet mit seinem Moped bei der Haltestelle am Intershop, dann soll sich der Fotograf auf ihn zubewegen, aber nicht aufsteigen. Sobald er um die Ecke gefahren ist, wartet Arne in der Unterführung, dann kann er mitfahren. Je weniger sie dabei gesehen werden, desto besser. Als der Typ aufsteigen will, fragt der nach einem Helm. „Was willste denn damit? Das brauchst du hier nicht. Steig auf, wir fahren hoch zu mir.“


    Fuzzi6


    So knattert Arne diesmal nicht mit seiner Traumfrau, sondern mit einem devisenbringenden Glücksfall den Brauhausberg hoch. Er lässt sich extra Zeit, dass der Herr aus dem kapitalistischen Ausland auch in Ruhe die Architektur, Industrieanlagen und Infrastruktur der hiesigen Gesellschaftsform bewundern kann. Er merk wie aufgeregt dieser Kauz ist, muss wohl ein ganz schöner Nervenkitzel für den sein.


    Fuzzi7


    Arne fährt oben bis ans Ende der Ackerstraße und stellt seine Simmi am Waldrand beim Spielplatz ab. Die Nutznießer der Spielgeräte hier haben zum Glück noch andere Dinge im Kopf, als einen Westkontakt melden zu müssen. Auf dem Weg durch das Dickicht stellt Arne sich erst mal vor und gibt Anweisungen für das nun Folgende Fotovergnügen. Seine Reisebegleitung heißt Michael Fuchs und kommt aus so einem kleinen Kaff in Bayern, Pfarrkirchen oder so. In dem Ort gibt es einen Verein, der Dampfloks aufarbeitet und erhalten will. Im Westen gäbe es keine Dampfloks mehr im Plandienst und deswegen kommen die so gern hier rüber. Hier ist die Dampflokwelt wohl noch in Ordnung.

    „Michael, hör mir jetzt genau zu. Du bleibst immer kurz hinter mir und machst keine Sachen allein. Nur da, wo ich es dir sage, holst du deine Knipse raus. Verstanden?“ Michael nickt und ist schon ganz aufgeregt. „Keine Sorge, so schnell passiert dir hier nichts, außerdem bin ich auch noch da. Bereit?“ Wieder nickt Michael und los geht es Richtung Postgleis.


    Fuzzi8


    Arne zeigt ihm den Anschluss Militär und die Kasernen im Hintergrund. „Der Anschluss wird im Moment zwar nicht genutzt, aber halte deine Kamera niemals in diese Richtung und pass auf das du nicht im direkten Sichtfeld nach da drüben stehst.“ Arne deutet auf den Wachposten am Waldrand und die Kaserne des Pionierbattalions 3.

    Sie kämpfen sich weiter durch dichtes Buschwerk und gelangen schließlich an die Stelle, die Michael fast die Kinnlade nach unten fallen lässt.

  • Sie kämpfen sich weiter durchdichtes Buschwerk und gelangen schließlich an die Stelle, die Michael fast dieKinnlade nach unten fallen lässt.

    SK2, als ob bei dieser Story noch Cliffhanger nötig wären...:af_1::an_1:

    Gruß Heiner


    System: Win 10 pro (64 bit)

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  • Bw Stadtbahn West

    Die Kunde über die zu leistende sozialistische Hilfe hatte sich recht schnell in den Fluren des Faultierhauses- wie die Bw- Verwaltung liebevoll bezeichnet wird- verbreitet. Etliche Bewohner fühlten sich sofort und unaufgefordet berufen ihren Beitrag zu leisten. Also,.... ihren moralischen Beitrag, in Gedanken zum Beispiel oder mit unterstützenden und motivierenden Redebeiträgen.


    Nancy Fässenheimer zum Beispiel, die stramme FDJ- Sekretärin. Oder Olaf Schollermann, der leicht senile Chef der BGL und sein Zimmernachbar und Vorsitzender der Betriebs- DSF Robert Haberlang. Und natürlich Harry Rotbacke der Betriebsparteisekretär. Der hatte beschlossen gleich am Morgen vor Ort zu sein um die enorme Bedeutung des Projektes zur Herzenssache aller Werktätigen im Bw zu erklären. Er hat es sich schon zurecht gelegt: sie würden mit dem Exponat einen Superwumms hinlegen und das im Stadtbahn- West Tempo!


    Leider stellte sich heraus das der BGLer und Haberlang verhindert waren. Schollermann hatte den Termin schlichtweg vergessen und konnte sich auch später nicht daran erinnern. "Ich schollere jetzt!" ist eine gern benutze Redewendung in Stadtbahn West für jeden der nicht "Keine Ahnung, weiß ich nicht" sagen möchte.

    Und Haberlang? Der hatte gestern ein Freundschaftstreffen. Natürlich war er danach nicht betrunken. Er hatte nur aufgehört nüchtern zu sein und beschlossen den Tag frei von unmarxistischer Hast etwas später zu beginnen.


    Als sich Rotbacke schnellen Schrittes dem künftigen Messeobjekt nährt ist die Nähnzi schon da.


    SBWest6


    Neben ihr steht Brigadier Schubiak und Werkstattleiter Essenbrenner sowie der heftig gestikulierende Kalle Nöhlmann von Schubiaks Jugendbrigade.

    Rotbacke erklimmt die Arbeitsbühne. Ein übler Geruch liegt in der Luft, das hat er schon zuvor bemerkt.

    "Genossen, hier stinkt es ja wie im Pumastall!" Er versucht die Luft anzuhalten.

    Nöhlmann sollte eigentlich den Wagen inspizieren und schauen was alles zu machen ist. Er lieferte sich bereits ein heftiges Wortgefecht mit der Nähnzi als sie meinte er solle sich nicht so anstellen. Er könne sich doch Mund und Nase zuhalten oder so und damit ein Zeichen für die Entschlossenheit der Jugend setzen. Nun dreht er richtig auf.

    "Deine Reden kannste dort drinnen halten. Gucke dir das an, da fallen ja die Fliegen von den Wänden und der Fußboden rollt sich hoch! Ich fasse hier nüscht an...! " Er sieht Rotbacke an. "Und du kannst da gleich mit reingehen und mal tief durchatmen!" Seit man ihm das Studium versaut hat weil er nicht in die Partei eintreten wollte sieht Nöhlmann rot wenn ihm Rotbacke und Gefolge unter die Augen kommen.


    SBWest7


    Rotbacke tut das einzig vernünftige: den Rückzug einleiten. Die Duftmischung aus Schweißfuß und toter Katze ist wirklich nicht auszuhalten. Mit einem markigen "Vorwärts immer, rückwärts nimmer, wir schaffen das!" zupft er die Nähnzi am Armel und verschwindet mit ihr.

    Essenbrenner beruhigt den aufgebrachten Nöhlmann. "Is ja gut Kalle. Ost schickt einen Stift zur Unterstützung, der kann gleich als erstes da drinnen klar Schiff machen"

    Schubiak ist sauer. Nöhle hat ja recht aber mit so einer Aktion vermasselt er ihnen den Titel "Kollektiv der sozialistischen Arbeit" und da hängt eine Prämie dran. Der wird was wiedergutzumachen haben....

  • Derweil beim Fuzzen...

    Fuzzi9


    „Hier kannst draufhalten, hier sieht uns keiner.“ Obwohl die 50er ohne Tender und die 80er kalt abgestellt sind, ist Michael über solche Schmuckstücke, wie er sie nennt, begeistert. Die 80er war noch bis vor einem Jahr hier im Rangierdienst tätig, aber der Vorsteher vom Bw West kann Dampfloks nicht leiden. Er schwört auf Dieseltraktion und technologischen Fortschritt. Eigentlich haben sie die Loks hier nur versteckt, sonst wären die schon längst im Hochofen gelandet. Michael malt sich aus, wie es wäre, die kleine 80er im alten Rundschuppen ihres alten Bw´s haben zu können und mit den alten Dreiachsern Museumsfahrten anbieten zu können. Arne hält sich diese Schwärmereien in seinem Gedächtnis fest. Wer weiß, wozu das noch gut sein kann.

    „Wenn du willst, kannst auch hochklettern, aber pass auf, ist alles schmierig da oben. Du hast noch 15 Minuten, dann habe ich eine Überraschung für dich. Hast alles bei?“ Michael kramt eine Schachtel HB und Marlboro, zwei 90er Chromkassetten von FUJI, diversen Süßkram und eine zerknitterte BRAVO mit einem doppelseitigen Poster von A-ha in der Mitte aus seiner Tasche. Dem Intershop sei Dank. Obendrauf gibt es noch 20 Westmark und das Geschäft ist gemacht. Mit dem A-ha-Poster will er bei Kathrin punkten, die findet den Morten Harket wohl voll süüüüß.

    Von weitem ist ein langgezogener Dampflokpfiff zu hören. Michael spitzt die Ohren und wird ganz aufgeregt. „Komm mit.“, sagt Arne und führt ihn in die Nähe des Einfahrsignales aus Richtung Falkenberg. Von dort kommt auch der Personenzug von der Bummelbahn aus Dumpfenhausen.


    Fuzzi10

    Und Michael hat heute Glück. Der lange Pfiff galt wohl dem Fdl vom B2. Mal wieder Stau auf der Magistrale. Die 52er muss wieder in Fahrt kommen und lässt ordentliche Schläge verlauten. Ein Genuss für Michaels Augen und Ohren.


    Fuzzi11


    Der Verschluss klickt immer wieder und Michael nimmt sich schöne Erinnerungen und Material für den nächsten Diaabend mit nach Hause. So einen ähnlichen Abend hatte ihr Vereinsvorsitzender vor einem halben Jahr auch veranstaltet. Der war bei einem Bekannten in Leipzig und hatte dort so einige Abenteuer erlebt. Sogar irgendwas mit den Russen und Geheimdiensten. Naja, Arne lässt sich ja viel erzählen, aber das geht ihm dann doch zu weit. Wer weiß, was dieser Wuttnick, der Vereinschef des Museums-Bw, dem Michael für einen russischen Bären aufgebunden hat.

    Der abendliche Personenzug ist durch und Michael macht noch einen Nachschuss. War es das jetzt schon mit Dampf für heute?

  • Fuzzi12


    Arne nimmt ihn wieder mit nach vorn und zeigt ihm noch die alte V36, die schon seit gut sechs Jahren auf dem alten Schuppengleis vor sich hinrostet. Auch so ein versteckter Schatz. Auch dieses Roststück bannt Michael auf AGFA-Color. Der Film ist voll und Michael spult den Film zurück. Arne schaut interessiert, das geht automatisch, ohne zu kurbeln, so wie er das bei seiner Pouva SL-100 immer machen muss. Aber Bahnfotos macht er damit nicht. Eher Portraitfotos von schönen Frauen, meist aus dem Gebüsch des FKK-Strandes an der Kiesgrube.

    Michael schaut ihn fragend an. „Das war es?“

    Arne denkt nach und überlegt, wie er das goldene Kalb weiter melken könnte. „Es gibt da noch eine gute Fotostelle, an der du unbeobachtet knipsen kannst. Lass uns da noch hinfahren.“ Sie müssen sich beeilen. Es geht auf sechs Uhr Abends zu und das Fotolicht wird schwächer. Über das Bahngelände marschieren die beiden zurück zu Arnes Fortbewegungsmöglichkeit und fahren zur Südvorstadt.


    Fuzz13


    Durch die Armeesiedlung geht es die Straße der Freundschaft runter in Richtung Sportplatz der ASG Vorwärts. Hier trainiert auch die Mannschaft des SV Chemie Stadtbahn Ost. Jeden Donnerstag trifft man sich zur sportlichen Ertüchtigung und übt so für den endgültigen Sieg über den Spotverein Lok Stadtbahn West, aus dem die meisten Spieler vom dortigen Bahnbetriebswerk stammen. Erst letztes Wochenende war ein entscheidendes Spiel, was dem hiesigen Verein drei Punkte einbrachte und sie auf den zweiten Tabellenplatz vorrücken ließ.

    Arne verpasst fast keines dieser Spiele und feuert immer kräftig seine Vereinskollegen an. Letzten Sonntag, noch ziemlich verkatert vom samstäglichen Tanz, hat er lautstark mit einer Flasche Hohnstädter Wichtelbräu am Hals „Ihr aus West seid ewige Verlierer“ gesungen. Zum einen brachte ihm das einen Platzverweis ein, Alkohol ist am Sportplatz verboten und zum anderen haben einige der Kollegen des Bw Stadtbahn West jetzt noch eine Rechnung mit ihm offen. Arne hofft, dass er denen in der nächsten Woche nicht über den Weg läuft.


    Fuzz14


    Am Sportplatz angekommen, stellt Arne sein Moped vorn am Lagerschuppen für die Sportgeräte ab. Das Training läuft und die beiden können sich hinter dem Schuppen zu den Bahngleisen schleichen. „Wenn du hier morgen nochmal hin willst fahr nicht mit deiner Westkarre hierher. Das fällt hier unten sofort auf. Nimm den Bus vom Bahnhof Linie D in Richtung Vorstadt Süd. Der Bus fährt genau bis hierher.“ Michael schaut verunsichert. „Wo bekomme ich denn einen Fahrschein her?“ „Den kannst im Bus lösen. Die Fahrscheinbox hängt hinten bei der Tür. Steckst du 20 Pfennig rein, drehst an der Kurbel und hast dein Fahrschein. Du kannst dir auch eine Sammelkarte für eine Mark unten am Bahnhof kaufen, dann kannst fünfmal fahren. Musst dann nur in den Entwerter stecken und ordentlich oben draufhauen, dass der Stempel zu sehen ist“ Michael kommt aus dem Staunen nicht raus. 20 Pfennig für eine Fahrt! Er muss bei sich in Pfarrkirchen fast das Achtfache dafür berappen. Als er noch überlegt, wie sich das bei den derzeitigen Rohölpreisen überhaupt noch rechnen kann, hört einen Dampflokpfiff. Sein Herzschlag beschleunigt sich und er stürmt an Arne vorbei, hoch zu den Gleisen.


    Fuzz15


    Von weiten schleicht sich eine 41er mit einem seltsam aussehenden G-Wagenzug heran. Während Arne noch überlegt, was das für eine Leistung sein soll – 41er kommen normalerweise nicht hier lang – reißt Michael schon seine Kamera hoch und drück freudig auf den Auslöser. Auch Arne kann sich jetzt ein Bild von dem sich nährenden Zug machen und wird stutzig. Langsam schiebt sich die Fuhre in Richtung Überfahrt zur Ausfädelung der Industrieanschlüsse.


    Fuzz16


    Hinter der Lok läuft ein Begleiterwagen mit und Arne wird schlagartig bewusst, was sich Michael da auf das Negativ bannt. Ein Fenster wird am Begleiterwagen aufgerissen und ein uniformierter Mann brüllt ihnen entgegen: „Ej wii dolbajebiie, chuliui wii tam delajete, sjebalis buistro otsjuda!“ Wild gestikulierend gibt er ihnen zu verstehen sich schnellstens vom Bahndamm zu entfernen und ob sie noch ganz dicht wären – freundlich ausgedrückt. Michael jedoch lässt weiter freudig den Auslöser klicken. Arne reißt ihm die Kamera runter und sagt nur noch: „Ganz schnelle Füße und weg hier, sofort!“

    Edited once, last by SK2 ().

  • Noch immer versteht Michael nicht. „Los jetzt!“, brüllt Arne, du hast gerade einen Militärzug der Russen abgelichtet und das nicht nur einmal. Ausgerechnet den Mun-Zug, keiner weiß so wirklich, was die da durch die Gegend fahren.“ So langsam begreift Michael und seine Gesichtsfarbe verliert an Kontrast. „Mun-Zug?“ „Ja, Munitionstransport – die Dinger werden wahrscheinlich sogar überwacht. Aber auch egal jetzt. Las uns hier jetzt verschwinden.“


    Flucht1


    Sie rennen durch das Dickicht des Bahndammes. Das Training auf dem Sportplatz ist glücklicherweise vorbei und es sieht sie keiner weiter. Hofft Arne zumindest. Wenn die rausbekommen, dass er mit einem Typen von drüben hier war und der auch noch wie ein Blöder geknippst hat – er will das sich gar nicht weiter vorstellen. Er hat da schon Sachen von Leuten gehört. Ruhig bleiben Arne, sagt er sich. Hopp, rauf aufs Moped und los.


    Flucht2


    Vollgas und los, jetzt macht es sich bezahlt, dass Arne etwas an seiner Karre rumgeschraubt hat. Sie preschen auf die Straße der Freundschaft. „Idiot!“, flucht Kalle Schwarztax. Er und sein Fahrgast haben gerade im Wolga des VEB Kraftverkehr Ost ordentlich abgenickt. Die Bremsen bei dem Russenkreuzer greifen schnell und gut.

    Arne merkt das nicht, er will hier nur so schnell wie möglich weg. Er nimmt das Gas zurück, nicht auffallen, ganz normal verhalten und alles wird gut. Arne hat das Gefühl, dass ihn alle anstarren. Alles Einbildung, beruhigt er sich.

    Die Armeesiedlung haben sie hinter sich, gleich kommen sie oben bei der Brücke an, die zum Güterbahnhof rüberführt. Arnes Arbeitsweg.


    Kontrolle0


    „Hast du den gesehen?“ „Ja, den greifen wir uns.“ Rico Tuber und Joachim Kracher, beides dienstbeflissene Kollegen beim Volkspolizeikreisamt in Stadtbahn Ost, haben vorhin einen Funkspruch erhalten, dass sich verdächtige Personen auf dem Bahngelände rumtreiben sollen. Sie sollten auf alles gefasst sein, der Klassenfeind kann schließlich überall sein und an jeder Ecke lauern. Beide nehmen sowas sehr ernst, denn es scheint die Sicherheit des Transportwesens ihres geliebten Arbeiter- und Bauerstaates in das Visier von staatsfeindlichen Kollaborateuren geraten zu sein. Gerade haben sie das Gelände des Güterbahnhofes inspiziert, aber keine Auffälligkeiten feststellen können. Ziemlich unbefriedigend. Gerade wollten sie auf die Wache zurückfahren und nun das.


    Kontrolle1


    Ein Grinsen macht sich auf Ricos Gesicht breit, er hebelt den ersten Gang ihres Wartis rein, es folgt ein perfektes Zusammenspiel zwischen Gasgeben und Kupplung kommen lassen, sodass sie mit Schwung auf die Hauptstraße einbiegen und sich an den Delinquenten hängen. Joachim ist sich sicher die Reifen quietschen gehört zu haben. „Schalt mal das Blaulicht ein, der soll den Erst der Lage gleich mal verstehen.“

  • Hallo Stefan,


    was für eine Räuberpistole. Macht Spaß, das zu lesen. Und Du baust am Ende jeder Episode immer großartige Cliffhanger ein, um die Spannung zu erhalten. Klasse! :be_1:

    Gruß Uwe


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  • Ich kann mir gut vorstellen, wie sich der Wessi gerade fühlt,...

    ... wie wohl jeder Bewohner aus ehemals Berlin (West), der den S-Bahn-Umsteigebahnhof Friedrichstraße (den Teil für die Wessis) in den Siebzigern und Achtzigern selbst erlebt hat.

    Es fühlte sich tatsächlich an, als wäre man in Feindesland.

    Von da aus ist diese Story hier sehr glaubwürdig.

    Toll!

    Gruß Heiner


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  • Kontrolle1


    Arne geht der Arsch auf Grundeis. Ein mulmiges Gefühl macht sich in ihm breit. Kurz überlegt er, ob er Gas geben soll, aber mit dem Typen von drüben braucht er das gar nicht erst probieren, der klebt wie ein Bleiklumpen hinten an Arne dran. Die Polizisten geben ihm zu verstehen rechts ranzufahren. Er wendet sich an Michael. „Hör jetzt genau zu! Du sagst nichts, außer du wirst gefragt und dann auch nur das Nötigste. Stell dich einfach daneben und bleib ganz locker, ich regele das schon.“ Aber Arne sieht schon, dass der alles andere als locker sein wird. So wie es aussieht hat der die Hosen gestrichen voll.

    Sie fahren auf die ewige Baustelle vom Konsumbackwarenkombinat Riesa. Hier sollte eigentlich die Kantine für den Werksteil Ost entstehen. Zwei Wochen vor Baubeginn wurde das Kollektiv von der PGH Maurer und Zimmerer aber für die FDJ-Initiative Berlin abgezogen. Seit dem wachsen hier nur noch die Müllberge.


    Kontrolle2


    „Guten Abend, Hauptwachtmeister Kracher von der Volkspolizei.“ Arne nickt nur und schaut Michael ernst an. „Sind Sie sich bewusst, dass Sie ein Risiko für die Sicherheit des Verkehrswesens darstellen?“ In Arnes Kopf implodiert die Sonne. „Nein, Herr Wachtmeister.“ „Hauptwachtmeister bitte. Können Sie sich denken, warum wir sie aufgehalten haben?“ Arne zuckt mit den Schultern und schaut betreten zur Seite, während die Augen des VoPos Arne eiskalt durchbohren. „Nun, dann werde ich Ihnen etwas auf die Sprünge helfen junger Mann. Sie fahren mit Ihrem Krad ohne ausreichende Beleuchtung. Ihr Rücklicht ist ohne Funktion.“

    In Arne tanzen die Engel Polka. Kaputtes Rücklicht, am liebsten würde Arne laut lachen. Er gewinnt seine Fassung zurück. „Nein, dass ist mir noch gar nicht aufgefallen.“ „Laut Straßenverkehrsordnung sind Sie verpflichtet, sich vor Fahrtantritt von der ordnungsgemäßen Funktion ihres Fahrzeuges zu überzeugen. Führerschein und Ausweis bitte.“ „Entschuldigen Sie bitte Herr Hauptwachtmeister, das habe ich leider versäumt.“ Arne reicht ihm seine Papiere, die der nur kurz inspiziert, sich jetzt aber vom verkehrstauglichen Zustand der restlichen technischen Einrichtungen seines Krades überzeugen möchte. Dabei bekommt Arne mit, wie der andere Typ Michael streng mustert.


    Kontrolle3


    „Schöne Sachen haben Sie da an. Die sind wohl nicht aus dem Kontakt-Kaufhaus oder Herrenmode. So en Niggi hob isch noch nich gesehen.“

    Michael zuckt mit den Schultern. Sagt aber nichts. Was ist ein Niggi, denkt er sich noch, als Oberwachtmeister Tuber nach seinem Ausweis fragt. Mit schweißnassen Händen reicht er ihm den rüber. „Aha, aus Pfarrkirschen.“ Gerade als Michael sagen möchte, dass es Pfarrkirchen heißt, hört er Arnes Stimme im Kopf – Du sagst nichts – und er verkneift sich den Kommentar. „Zu Besuch bei der Verwandtschaft?“ Er nickt nur. „Ihre Aufenthaltsgenehmigung und Visum haben sie auch dabei?“ Wieder ein Nicken und er händigt die verlangten Papiere dem fleißigen Grünmantel aus. „Bis morgen noch, aha.“ Der Ordnungshüter blättert sich durch Michaels Reisepass und schaut immer wieder mit strengem Blick zu ihm. Schließlich reicht er ihm alles wieder zurück. „Ich wünsche Ihnen weiterhin einen angenehmen Aufenthalt in der Deutschen Demokratischen Republik.“

    Plötzlich plärrt es aus dem VP-Wagen. „Toni23 kommen!“ Tuber hechtet an den Funk und knallt die Tür zu. Arne kann nur undeutliche Stimmen wahrnehmen und sieht wie der seinem Kollegen zuwinkt, dass er mal kommen soll. Arnes Puls erhöht sich wieder.

    „Die haben da einen Typen oben am Bahndamm festgesetzt, wir sollen zur Verstärkung kommen.“ Die beiden Herren in grün verabschieden sich schnell von den beiden, ohne es zu versäumen, sie nochmals auf die Gesetze des Landes hinzuweisen, um sich dann zügig mit Sondersignal in Richtung Vorstadt Süd zu entfernen.


    Kontrolle4


    Beide schauen dem Geflimmer hinterher und stehen erst mal nur wie zwei Ölgötzen im abendlichen Dämmerlicht. „Das ging ja nochmal gut.“, sagt Arne und bekommt einen Lachanfall. „Kaputtes Rücklicht, oh Mann!“ Er krümmt sich fast vor Lachen. Auch Michael fängt an zu grinsen, er hat auf alle Fälle was auf dem nächsten Vereinstreffen zu erzählen. Wuttnick ist wohl nicht der Einzige aus ihrem Eisenbahner-Club, der von Abenteuern im Osten berichten kann. „Ab zum Bahnhof.“, sagt Arne und sie knattern los.


    Abschied


    Michael hat noch drei Dosen Holsten im Auto und lädt Arne noch auf ein Pläuschchen ein. Da kann er nicht nein sagen. Auch wenn das Bier warm ist, schmeckt das immer noch um etliche Längen besser als die gestreckte Brauhausplörre vom Hohnstädter. Sie kommen ins Gespräch.

    Michael will in vier Wochen wieder kommen und macht Arne ein Angebot, was er nicht ablehnen kann. Er soll ihm bis dahin Umlaufpläne von Dampfloks aus der Umgebung, Kursbücher sowie Betriebsbücher alter Dampfloks besorgen. Es wird ein Preis ausgehandelt und in Arnes Kopf entsteht bereits ein Plan, wie er das ganze Altpapier nächste Woche im Bw West organisieren könnte. Man verabschiedet sich und Arne fährt mit Aussicht auf reichlich Westmark nach Hause.

    Edited once, last by SK2 ().

  • Montagmorgen. Heute fährt Arne rüber ins Bw West. Am Freitag war er noch beim FDJ-Blauhampel Hintenrum. Er hat ihn nochmals instruiert und ihm erklärt, dass Arne ein Vorbild dort für die Dienststelle Ost sei. Man setze viel auf seine Leistungen, bla, bla, bla. Mit dem Kommentar, dass sich Arne auf die Reise in den Westen freue, wurde er aus dem Büro geschmissen.


    Abfahrt1


    Jetzt ist es kurz nach sechs, wenn alles klappt ist Arne pünktlich um sieben drüben im Bw West. Er genießt den sonnigen Morgen und überlegt, wie er die Zeit da drüben ohne große Anstrengung rumkriegen kann. Als er am Sportplatz vorbei kommt fällt ihm wieder dieses lächerliche Plakat von den Lok-Hampelmännern auf.

    Wir danken der Partei…hat wohl nichts geholfen, man sind das ein paar Lappen. Lokdeppen, ewige Verlierer. Er pfeift noch eines seiner Fußballliedchen vor sich hin und erreicht die Brücke rüber nach Neustadt.


    Abfahrt2


    Von hier sind es jetzt noch zehn Minuten, dann ist er da. Ich komme, ihr ewiger Versager.

    Arne grinst vor sich hin und hofft auf zwei ruhige Wochen im Bw Stadtbahn West.

  • Montagmorgen.

    Arne hat die Simson durch den morgendlichen Berufsverkehr nach Stadtbahn West gesteuert. Vor dem Verwaltungsgebäude des Bw angekommen fährt er auf den Fußweg und steigt ab.

    Er soll sich im Bw melden. Um sieben und pünktlich hat der Lehr ihm gesagt. Arne hat darüber nachgedacht zum Arzt zu gehen und sich einen Krankenschein zu holen.

    "Was kann ich dafür das ich den Wecker nicht mehr hör, ich bin ein Assi, und mache Kassi..." summte er vor sich hin als er beim Verlassen des Büros an Hintenrum vorbei musste.

    Nun steht er doch hier vorm Bw West. Eine Menge Leute sind unterwegs und er weiß nicht so richtig wohin er gehen soll. Eine junge Frau nähert sich. "Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen..."


    SBWest8


    Verdammt ist die hübsch. Brünett, sportlich, ihr Rock sitzt wie angegossen "Klar!" Sie lacht ihn an. "Bist wohl neu hier? Da drüben, die zweite Tür. Zimmer 103 ist im ersten Stock. Zu Frau Wittmeier. Dein Moped kannst du drinnen im Hof abstellen" Sie nickt kurz und geht weiter. Wie gebannt schaut Arne ihr nach.

    Etwas später steht er bei Frau Wittmeier. Er soll sich drüben in der Werkstatt beim Kollegen Schubiak melden. Über den Hof und dann nach rechts in den Lokschuppen.

    Die Tür geht auf. "Morgen Frau Wittmeier!" Die Brünette von vorhin stellt ihre Tasche auf den Schreibtisch. "Morgen Anja, na wie war dein Wochenende?" Anja heißt sie also. Anja verdreht die Augen. "Frage lieber nicht. Ich hab`den Blödmann rausgeschmissen". Sie schaut Arne an. "So schnell sieht man sich wieder" Und zu Frau Wittmeier: "Ich erzähle es dir später"

    Arne steht mit offenem Mund da. Er spürt wie sich die Hektikflecken an seinem Hals ausbreiten. Frau Wittmeier blickt ihn an. "Na junger Mann, wollen Sie hier etwa Wurzeln schlagen? Anja, zeigst du ihm mal wo die Werkstatt ist?"


    Frank Schubiak fertigt ihn kurz ab. Da hinten ist ein Schrank zum Umziehen, wenn er fertig ist zeigt ihm Kollege Großmann wo es langgeht. "Euer Jugendobjekt steht draußen auf dem Hof. Da hast du gut zu tun. Morgen wollen meine Jungs mit dem Umbau anfangen, bis dahin haste dort Ordnung gemacht."

    Peter Großmann, Körpergröße einsfuffzich, steht neben ihm. Als Arne zum Umziehen verschwunden ist schaut er den Brigadier an. "Sag mal kommt der dir auch bekannt vor? Ist das einer von Chemie Ost? Habsch den nicht neulich dort gesehen, mit der Flasche am Hals wie so`n Assi?"

    Der Brigadier denkt kurz nach. "Jetzt wo du es sagst..."


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    Großmann geht mit ihm hinüber zum Wagen. "Puhh, da ist aber einer drin!" Arne hält die Luft an.

    "Ja, das war bestimmt das Mannschaftshotel von Chemie Ost, jedenfalls sieht es drinnen so aus. Schmeiße den ganzen Müll in den Container da. Gute Verrichtung!" Hämisch grinsend trabt Großmann ab.


    Na toll. Da war doch was? Zielsicher schaut Arne unter eines der Betten. Klar, da liegen seine Leberwurststullen. Sie sind inzwischen ein grünes Biotop mit Spuren von Schwarz und Orange in dem sich irgendwas zu bewegen scheint. Die mit dem Harzer Käse kommen ihm auch schon freudig entgegen gelaufen. Er greift zur Kehrschaufel und im hohen Bogen fliegen die einstigen Delikatessen in den Container.

    Erledigt, was jetzt? In der Ruhe liegt die Kraft hat Rangiermeister Bömmelfried in Ost immer gesagt. Und: erfroren sind schon Tausende aber erstunken ist noch keiner. Arne schließt Fenster und Türen. Er legt sich auf ein Bett ujnd ist kurz darauf weggedämmert.

  • Eine Explosion, das Wellall stürzt ein. Arne schreckt auf. Vor ihm stehen Schubiak und Großmann. Ein harter Tritt gegen das Bett hat ihn geweckt. Schubiak nimmt Arne auf die Hörner.

    "Was glaubst du was das hier ist, ein Sanatorium? Abhängen kannst du in Ost, hier bist du damit total falsch. Steh gefälligst auf wenn ich mit dir rede!"

    Der Schock sitzt Arne in den Gliedern, er hat weiche Knie und sein Schließmuskel macht Alarm.


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    "Steh gerade, Hände an die Hosennaht und sieh mich an!" Schubiak war Unteroffizier bei den Mot.Schützen in Eggesin. Arne möchte etwas sagen aber beim Blick auf Schubiaks harte schwielige Fäuste beschließt er lieber zu schweigen. Der ist noch nicht fertig.

    "Du flimmerst diese Bude jetzt Quadratzentimeter für Quadratzentimeter. Und wenn ich nachher auch nur noch ein Stück Dreck finde dann ist hier Achterbahn. Dann platzt der Mond und ich reiße dir den Allerwertesten soweit auf das du dein Moped drin parken kannst! Ist das klar?"

    Arne kann nur nicken. Die beiden rücken ab und Großmann lässt die Tür mit einem kräftigen "Chemieschweine raus!" ins Schloß fallen.

    So hat noch niemand mit Arne gesprochen. Zitternd macht er sich an die Arbeit.


    Eine Stunde später poltert jemand die Treppe hoch. Panik ergreift Arne. Es ist ein älterer Kollege. Stromboldski heißt er, Elektriker ist er. Ein gutmütiger Kerl und er will aufmessen.

    "Junge den Muff bekommst du so nicht raus. Hole dir Blümerol!" "Blümerwas?" "Blümerol, das Zeug was sie ins Wasser für die Wagenwaschanlage reinmischen. Macht aus Sch... Bonbons. Hast du einen Eimer?"

    Sie gehen ein paar Meter in Richtung Heizlok zu einem Kesselwagen. "Halte mal drunter". Vorsichtig öffnet Stromboldski das Ventil und füllt den Eimer zu einem Drittel.

    "So, und nun noch Wasser drauf und dann wischt du damit schön feucht durch."


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    Es ist kurz nach Mittag. Arne hat wirklich viel geschafft. Als er die nächste Fuhre Müll in den Container wirft sieht er Anja die Verwaltung verlassen. Oh Gott, sie schaut zu ihm. Und jetzt steuert sie den Bauwagen an. Sein Herz schlägt bis zum Hals.

    "Hallo Kollege Stenzer, bist du das? Du bist für morgen zum Lehrgang angemeldet. Der findet außerhalb statt, im Bw Wahrensberge. Um sechs holt euch der Bus hier ab, hier sind deine Unterlagen."

    Anja schaut sich um. "Hier riechts aber gut. Was ist, hat dir`s die Sprache verschlagen?" Sie lacht ihn an. "Und sei pünktlich sonst gibts Mecker!"

    Sie dreht sich um und geht. Fasziniert schaut Arne auf den Schwung ihrer Hüften.


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    Gegen halb vier erscheinen der Brigadier und Großmann. "Stubenkontrolle!" bellt Großmann. Er schnuppert. "Hier riechts ja wie in einem siebenstöckigen Freudenhaus!".

    Schubiak schaut sich gründlich um. "Na also, es geht doch. Aus dir kann vielleicht doch noch was werden. Morgen hast du Lehrgang?"

    Arne wagt kaum zu atmen. Er nickt.

    "Pass schön auf was der Lehrer erzählt. Wir sehen uns dann übermorgen."


    Feierabend. Arne steuert seine Simse durch den Berufsverkehr zurück nach Ost. Er stellt sich vor wie das wäre wenn jetzt die brünette Anja auf dem Sozius sitzen und sich an ihn anschmiegen würde....

  • Morgens, dreiviertel sechs.


    Sie stehen vor dem Lehrkabinett und warten auf den Bus: Werkstattleiter Essenbrenner, die Lokschlosser Nöhlmann und Tippelwitz- und Arne. Der reicht die Club- Schachtel herum.

    Er denkt an den Tag als der Lehr ihn zu der Schulung schickte: Leistungseinstellung und Kennlinienermittlung an dieselelektrischen Tfz. Warum soll er dort teilnehmen? Es folgte eine ausführliche Predigt: über die Rolle der sowjetischen Großdieselloks beim unaufhaltsamen Wandel der DR zum modernen Verkehrsträger, die Bedeutung von Wissenschaft und Fortschritt zum Sieg des Sozialismus und und und. Außerdem gehört das Wissen um Leistungserfassung, Kennlinienabrechnung und die richtige Einstellung des Abrechnungsbogens zum Rüstzeug eines jeden Verkehrskaufmannes der er ja einmal werden will.

    Gestern abend kam ihm ein Gedanke: Wahrensberge, das Güterzug- Bw hat ja noch Dampflokumläufe! Die fahren mit ihren 52ern die Strecken ab und schauen ob es was zu tun gibt. Sagte jedenfalls sein Kumpel Tellerwien vom Güterbahnhof. Arne packte seine Pouva Start und einen großen Beutel ein, besser man hat als man hätte!

    "Sag mal" Tippelwitz mustert Arne- "willste dich nicht umziehen?" "Wieso?" "Na willste etwa in den Klamotten unter der Nina rumkriechen? Danach kannste die wegschmeißen."

    Der Barkas fährt vor, der Fahrer steigt aus. "Moin die Herren, kann`s losgehen?" Tippelwitz schubst Arne. "Na los, beeile dich, wir warten!"


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    Wahrensberge liegt eine dreiviertel Autostunde von Stadtbahn West entfernt. Sie treffen dort auf die Teilnehmer aus anderen Dienststellen und werden in den Schulungsraum geleitet. Dozent Dr. Mauerspechtner von der Versuchsanstalt Maschinenwirtschaft begrüßt sie und verkündet das Tagesprogramm. Theoretische Grundlagen, Mittagspause und dann geht es zum praktischen Teil unter Leitung vom Kollegen Wummersbach hinüber zum Rheostatenprüfstand.

    Zuerst kann Arne dem Doktor noch folgen. Dieselmotor treibt Generator, der macht Strom und dieser treibt die Fahrmotoren. Je mehr Zuglast desto mehr Strom und Dieselumdrehung wird gebraucht. Soweit klar, ist wie beim Moped wenns bergauf geht. Oder wenn die dicke Uschi hinten drauf sitzt. Klemmt man die Fahrmotoren ab und schließt statt dessen einen riesig großen Stellwiderstand an so kann man damit im Stand der Lok Zuglast vorspielen. Und somit ganze Baugruppen unter echter Voll- oder Teillast testen und einstellen. Die nächsten Stunden sind gefüllt mit Kilowattstunden, Umdrehungen, Ohm, Ampere und wie die Dinger noch alle heißen.

    Arne verliert zunehmend den Faden. Was soll er hier? Bei der Rauch- und Pinkelpause kommt man ins Gespräch. Die Kollegen kommen alle aus Werkstatt und Fahrdienst und nach wenigen Minuten geht es zu wie am Lügentisch in der Bw- Kantine. Arne ist der Exot.


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    In der letzten Stunde steigt er völlig aus. Die Lider werden immer schwerer, Mauerspechtners Worte scheinen durch Watte zu dringen.

    "Wenn wir also eine Zugleistung von 1650kWh abfordern, welche Drehzahl sollte unser Motor dann optimalerweise erreichen? Berücksichtige dabei die zugeschaltete Zugheizung! Arne???" Nöhlmann stubst ihn in die Seite. "Du bist dran!" Arne schreckt auf. Was war? "Ehhm, die Zugheizung ist immens wichtig und ehhm, der Motor, ja der sollte dabei ehmmm, nicht schneller als nötig drehen!" Nöhlmann prustet vor Lachen los, Essenbrenner verdreht die Augen. Die Mittagspause erscheint Arne wie eine Erlösung.


    "Na los, gehen wir was futtern. Denen ihre Spezialität hier sind panierte Putzlappen mit `nem Ei drüber". Arne verzieht das Gesicht. "Nee, mir geht was im Magen rum, geht mal." Er hat Wichtigeres zu tun. Wo könnten die ihre Umlaufpläne haben? In der Lokleitung vielleicht? Und wo ist die?


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    Die Lokleitung ist schnell gefunden. Immer den Qualmwolken nach und dann rechts rum. Eine Reko steht genau davor, eine andere gegenüber an der Kohle

    Unauffällig schlendert Arne mehrmals daran vorbei und versucht hineinzuspähen. Ein Raum mit einem Tresen. Lokpersonale kommen und gehen, immer ist jemand im Raum. Wie soll er da bloß rankommen?


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    Die Pause ist beendet, die anderen kommen gestärkt aus der Kantine. "Kommste mit Arne?"

    Was bleibt ihm denn auch anderes übrig?

  • Nach dem Mittag trifft sich alles hinter den Wassertürmen am Rheostand. Eine Hallenser 130 steht da. Dicke Kabel führen aus der Lok heraus zum Widerstand. Dieser besteht im Prinzip aus nebeneinander in einem Rahmen angeordneten und verkabelten Metallplatten, aufmontiert auf einen umgebauten offenen Güterwagen. Sein Laderaum ist dicht verschweißt und mit Wasser gefüllt. Lässt man die Platten mittels Stellmechanik mehr oder weniger in das Wasser eintauchen so verändert sich der elektrische Widerstand. Andere Kabel verbinden Lok und Prüfstand. Die Messwarte befindet sich in einem ausgemusterten Reisezugwagen, ein paar Werkstattwagen und Schalteinrichtungen runden das Bild ab.


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    "Sieht ziemlich russisch aus." stellt jemand fest.

    "Ja" erwidert Wummersbach, " den Aufbau haben wir so von den Freunden in Lugansk übernommen. Einiges mussten wir germanisieren aber im Prinzip ist alles einfach, robust und es funktioniert. Eben russisch." Er kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

    Wummersbach führt sie herum, erklärt Prüfabläufe und Funktionen. Die 130 kurbelt im Leerlauf, man kann deutlich das Poltern der Zylinderabschaltung hören. "Wer hat Fahrberechtigung für die Ludmilla?" Fast alle melden sich, außer Arne.


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    Es geht los. Die Mechanik hebt die Platten aus dem Wasserbad. Nöhlmann ist im Führestand, bekommt über Lautsprecher Anweisungen und schaltet Fahrstufen. Es wird laut, der Diesel wird auf nahezu Volllast gebracht. Die Lüfter heulen und deutlich ist das Pfeifen des Turbos hörbar. Wummersbach ist kaum noch zu verstehen, man zieht sich in den Leitstand zurück. Nach einer dreiviertel Stunde ist das Programm abgearbeitet und die Lok tourt ab. "Gut, dann schauen wir uns an wo ihr welche Kabel anklemmen müsst."

    Arne ist unruhig. Klemmen ist gut aber er denkt dabei an etwas anderes. "Gibts hier eine Toilette?" "Da hinten die Büsche!" "Nee? Na dann musst du rüber ins Bw!"


    Wieder schlendert er an der Lokleitung vorbei. Ein älterer Herr steht hinter dem Tresen, er hat seine Brille in die Stirn geschoben. "Na Opa, musst du nicht vielleicht mal pinkeln? Na komm, das drückt doch schon." murmelt Arne. Nee, muss der nicht. Oder doch? Der Alte klappt das Durchgangsbrett vom Tresen hoch und kommt raus. Schnell macht sich Arne unsichtbar. Der Alte geht tatsächlich weg, schlurft in Richtung Rundschuppen. JETZT ODER NIE!


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    Ganz schnell ist Arne hinter dem Tresen. Wo zum Teufel soll er anfangen? Da liegt was, 52 8060 steht drauf. Schnell die Kamera rausgeholt und abfotografiert, eine Seite nach der anderen.

    Da drüben im Regal, 52 5600! Raus damit, ritsch ratsch klick! Mist, der Film ist voll. Zurückkurbeln, Film rausnehmen. Seine Hände zittern vor Aufregung aus er den neuen Film aus der Dose fischt und einlegt. Wie könnte er die Bücher hier raus bekommen ohne das es jemand merkt? Umblättern, ritsch ratsch klick! Was ist das denn? "Dienstplan 3A, BR52.80", "Dienstplan 7 BR52/ BR52.80", das müssen die Umlaufpläne sein. Ritsch ratsch... quietsch!

    Die Innentür geht auf. Ein Mann betritt den Raum. Lodenmantel, Ledermütze, graue eiskalte Augen. Den Schulterstücken nach ein Oberrat. Er stutzt. "Was machen Sie denn da?"

  • Die Wahrensbergschen Taigatrommeln werden von einer Serie von Kurbelwellenschäden geplagt.


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    Materialprobleme und Wartungsangelegenheiten haben sich zu einer hohen Quote von nicht fahrbereiten Loks aufsummiert. Als sein Freund Dr. Mauerspechtner zur Schulung nach Wahrensberge reist nimmt Oberrat Benckendorff als Vertreter des Hauptamtes Maschinenwirtschaft die Gelegenheit wahr ihn zu begleiten. Er will mit den hiesigen Leuten Lösungen finden, die Lage ist ernst.


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    Nach seiner Besprechung wollte er seinem alten Freund und langjährigen Heizer Benno Kruschelohr noch schnell Hallo sagen. Bei einem Unfall vor zehn Jahren wurde Benno schwer verletzt. Seitdem ist sein rechtes Ohr taub und die Beweglichkeit ist ebenfalls eingeschränkt. Er musste aus dem Fahrdienst ausscheiden und macht seitdem Innendienst, oft als Lokleiter.

    Benckendorff betritt die Lokleitung. Anstelle von Benno hantiert ein junger Mann, den Schulterstücken nach ein Lehrling, mit Papieren.

    "Was machen Sie denn da?"


    Die Innentür ging ganz unverhofft auf. Es blieb keine Zeit mehr die Kamera in der Hosentasche verschwinden zu lassen. Nun war guter Rat teuer. Arne legt sie auf den Tisch und schiebt schnell ein paar Papiere drüber.

    "Ich, ehh, na ich arbeite hier." Hatte der Graue etwas bemerkt? Seine Augen musterten Arne scharf. Ihm wird heiß.

    "Wo ist Benno, der hat doch heute Dienst?"

    Verdammt wer ist Benno? Der Alte? "Der ist mal kurz für kleine Jungs. Kommt bestimmt gleich wieder."

    "Na gut dann warte ich auf ihn." Benckendorf lehnt sich auf den Tresen. Durch das Fenster sieht Arne wie der Alte zurückgeschlurft kommt. Jetzt wird es richtig eng.

    "Da kommt er schon." Arne presst sich die Hand auf den Bauch. "Ich muss auch mal dringend!" Keine Chance die Kamera zu ergreifen, der Graue hat ihn voll im Blick.

    Schnell schlüpft er unter dem Klappbrett durch und verschwindet durch die Innentür. Sekunden später betritt Benno durch die Außentür die Lokleitung.


    Ein langer halbdunkler Flur erstreckt sich vor Arne. Er hat keine Ahnung wohin er führt. Zum Glück scheint niemand weiter unterwegs zu sein. Wo soll er nun hin? Außerdem ist da ja noch seine Kamera. Erstens hat er die sich mühsam abgespart und wenn sie die zweitens finden ist er dran. Weiter wagt er garnicht zu denken. Die Feinde und Sozialismusleugner spionieren auch die Reichsbahn aus und jeder ist aufgerufen dem wachsam entgegenzutreten. Das hatte er sich erst letzte Woche wieder vom Hintenrum angehört.

    Zwei Türen, jeweils mit D oder H bezeichnet. Die Frage welchem Geschlecht er angehört stellt sich Arne`s Generation noch nicht. Er schließt die Tür mit H hinter sich. Der Kupferbolzen drückt sowieso schon heftig nach der Aufregung.


    Arne sitzt auf dem Lokus. Was soll er tun? Jeden Augenblick wird die Sirene Alarm auslösen und dann werden sie alles nach ihm durchsuchen. Die Tür geht auf, jemand rüttelt an der Klinke seiner Zelle und geht dann in die andere nebenan. Arne lauscht der Verrichtung. Erneut hört er die Eingangstür und eine brummige Männerstimme: "Mensch macht doch mal hinne...!" Er sitzt mucksmäuschenstill. Die Spülung rauscht, Besatzungswechsel nebenan, Türen klappen.

    Im Flur und draußen heulen die Sirenen los.

  • Auf dem Flur wird es laut. Türen schlagen, Füße trappeln. Wortfetzen dringen bis zu Arnes Thron durch. "...was los ist?" "...Kesselwagen entgleist bei Niederlöffeln"

    "Alarm für den Hilfszug! Die Hilfszugmannschaft bitte schnellstens an Gleis 36 einfinden, ich wiederhole..." tönt es aus den Lautsprechern.

    "Verdammt, nicht mal in Ruhe sein Ei legen kann man hier" brummt es von nebenan. Dann rauscht die Spülung und die Klotür knallt zu.

    In Arnes Hirn kreisen die Gedanken. Ewig hier bleiben kann er nicht, was also tun? Auf dem Flur wird es ruhiger. Ob er es jetzt wagen soll?

    Also gut: tief Luft holen, bis drei zählen und los!


    Vorsichtig die Tür geöffnet und gespäht- die Luft ist rein und der Flur leer. Er pirscht sich vor zur Lokleitung. Durch das Türfenster sieht er den Alten. Er steht mit dem Rücken zu ihm und schaut aus dem Fenster. Draußen schiebt eine V100 den Hilfszug mit dem Steuerwagen voraus vorbei.

    Ganz leise drückt Arne die Klinke herunter, die Tür gibt nach. Sein Puls hämmert bis unter die Schädeldecke. Der Alte scheint nichts zu bemerken.

    Zwei Schritte in den Raum gemacht- Benno schaut immer noch aus dem Fenster.

    Die Kamera liegt scheinbar unerreichbar hinter dem Tresen, jedenfalls sieht der Papierhaufen unverändert aus. Soll er oder soll er nicht?

    Blitzschnell taucht Arne unter dem Klappbrett durch. Greift sich die Kamera und die Umlaufpläne gleich mit dazu. Unterm Brett durch zurück, fünf Schritte bis zur Tür gemacht, dabei sein Gesicht und die Beute vom Alten abgewendet und raus ist er.


    SBWest20


    Schnell um die Ecke und ein paar Meter Distanz gemacht. Schlagartig lässt die Anspannung nach, jetzt zittert er wie Espenlaub.

    Er kann es kaum fassen aber der Alte scheint wirklich nichts bemerkt zu haben. Und wenn der Fuzzi die Pläne haben möchte muss er nun eine ordentliche Gefahrenzulage drauflegen, genau, das muss er!


    Seine Abwesenheit scheint beim Rheostand kaum bemerkt worden zu sein. Nur Tippelwitz schaut ihn an. "Du hast ja einen knallroten Kopf, gehts dir wieder gut?"

    "Klar, Mann!" Gut ist gar kein Ausdruck, es ging ihm nie besser!


    Es ist dreiviertel vier, der Lehrgang ist fast zu Ende. Wummersbach überreicht ihnen die Urkunden. "Arne Stenzer- wo ist er? Ach da... hat erfolgreich teilgenommen. Herzlichen Glückwunsch!"

    Na das war ja einfach.


    Sie schlendern zurück zum Bw. Arne atmet auf als er ihren Barkas sieht. Er möchte Wahrensberge nun so schnell wie möglich verlassen.


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    Eine Stunde später setzt sie der Fahrer "zu Hause" in West ab. Anja hat bestimmt schon Feierabend, oder? Aber wenn er sich beeilt kann er noch die Filme in der Drogerie zum Entwickeln abgeben.

    Eimmal treten und die Simse springt an. Arne gibt ihr kräftig die Sporen.