Keine Modellvorschau
Nur ein wenig Zerstreuung für mich und ein Resümé alter Zeiten. Es hieß ja mal "Hast du einen dummen Sohn..." Wer bei der Bahn gelernt hat kennt diesen Spruch, so wie ich eben auch
Also die fixe Idee mal ein paar Geschichten rund um den Alltag von Lehrlingen bei der Deutschen Reichsbahn zu schreiben. In loser Reihenfolge und so wie die Ideen kommen. Wer möchte kann sich hier über die eine oder andere Anekdote amüsieren oder auch zurückerinnern. Wem das nicht gefällt, der schließt bitte leise die Tür, aber lässt bitte das Licht an.
Na gut, los gehts....
Bahnhof Hohenstadt Ost (Fantasie). Diverse, nützliche und unnütze, Dienststellen schmücken das Umfeld dieses Bahnknotenpunktes.
Hier treffen sich die beiden Hauptbahnen aus Oberblauberg (Ri. Leipzsch) und Waldmannstadt (Ri. Cottbus), die Nebenbahn nach Dumpfenhausen zweigt von hier ab.
Hier hat Arne Stenzer seine Ausbildung zum Verkehrskaufmann begonnen. Eigentlich wollte er auf den Turm – das große Befehlsstellwerk im Zentrum des Güterbahnhofes. Aber nach der achten Klasse war bei ihm Schluss und deswegen hat es für den Betriebseisenbahner nicht zugereicht.
Er selbst kommt aus einfachen Verhältnissen. Seine Eltern Eisenbahner, seine Großeltern Eisenbahner. Vater Ladeschaffner in der Güterabfertigung, Mutter Köchin in der Kantine am Hauptpostamt. Sie wohnen nicht weit vom Bahnhof, oben in der Eisenbahnersiedlung. Neubauten aus den 50er Jahren. Ofenheizung, dritte Etage und drei Zimmer, aber dafür ein Bad mit Fenster. Den Lärm der Bahn ständig vor der Nase, da hat er nicht lange überlegt und so ist er nun im ersten Lehrjahr hier auf dem Bahnhof.
Sein bester Kumpel Heiko Breitmaul ist Lokschlosserlehrling im dritten Jahr. Sie kennen sich von der Schule und gingen mal in die gleiche Klasse. Arne hat sich aber länger Zeit in der Schule gelassen. Eigentlich sind sie gleich alt, knackige 17 Jahre – im Herbst werden beide 18. Dann geht es richtig los, das wissen sie.
Heiko hat seine Lehrwerkstatt in Hohenstadt Hbf, manche sagen auch West – aber das gefällt dem Leiter der Dienststelle Ernst Rotluchs nicht. Der Westen ist was ganz Schlechtes, sagt er oft. Eigentlich geht da nur die Sonne unter, aber er weiß, dass der Sozialismus auch bald dort gesiegt haben wird, und dann wird es dort hell und freundlich im Leben der unterdrückten Arbeiterklasse sein. Zum Tag des Eisenbahners hat er genau darüber auf der feierlichen Veranstaltung im ehemaligen Bankettsaal der MITROPA-Gaststätte „Zum Eisenbahner“ referiert. Mit eher verhaltenem Interesse der „geladenen“ Gäste. Glücklicherweise gab es genügend Hohenstädter Pils (aus der hiesigen Brauerei), was die zwei Stunden bei den meisten erträglich werden ließ. Arne selbst hat wenig Erinnerung an diesen Vortrag, da seine Konzentration bereits nach dem Genuss der dritte Flasche bierähnlicher Substanz rapide nachgelassen hatte.
Die Berufsschule der Reichsbahndirektion Halle ist gleich gegenüber vom Ostbahnhof. Eigentlich ganz praktisch, da Arne von hier nur zehn Minuten mit seiner Simmi bis nach Hause braucht. Die Simmi ist sein gelbes Moped S51 aus dem VEB „Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann“ in Suhl – warum Mopeds und Jagdwaffen aus einem Werk kommen, ist Arne dabei egal, auch wenn er sein Zweirad manchmal als Waffe sieht. Erst letztens hat er das Rennen hoch zu seiner Wohnsiedlung gegen einen alten 600er Trabant knapp gewonnen.
Blöd ist nur, wenn Arnes Lehrmeister Herr Lehr nach Schulschluss vor dem Haupteingang auf ihn wartet und fragt, ob er nicht mal noch schnell zwei Stunden bei der Beschaffung von produktionswichtigen Gütern helfen kann und so den Frieden stärken könne . So wie heute….
Das Geschehen wird zum großen Teil auf der einer leicht modifizierten Anlage Stadtbahn Ost von Andreas Großkopf abgebildet sein.